Beitrag 1001

Plakat Beitrag 1001

1. Phase: 1001

ausgeschieden

BG: STERLING PRESSER Architects+Engineers PartGmbB
PSP Weltner Louvieaux Architekten GmbH, Berlin
Verfasser:in: Nicolas Sterling, Thierry Louvieaux
Mitarbeiter:in: Seraphin Bouchard, Shady Abdelazeem, Nisrine Moumen

A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
Verfasser:in: Jan Grimmek, Steffan Robel
Mitarbeiter:in: Courtney Jones, Ermal Molishti, Yizhen Wang

Vollbildgalerie (Link)

Erläuterungstext der Verfasser:innen

BEBAUUNG

Nachhaltigkeit und Verwendung vorhandener Bausubstanz sind die Schwerpunkte des Entwurfskonzeptes für den ‚JAHNSPORTPARK FÜR ALLE, GROSSES STADION UND INKLUSIONSSPORTPARK‘. Der Entwurf baut in wesentlichen Teilen auf der heutigen Grundstruktur auf, die durch die vorhandenen Wegebeziehungen, die Eingänge, zu erhaltende Flächen, Bestandsbäume und bauten stark vorgegeben ist. Einer der leitenden Grundsätze des Konzeptes ist der Erhalt aller bestehenden Sportinfrastrukturen. Die in kompakten Baukörpern organisierten neuen Nutzungen gruppieren sich im Herzen des Areals um einen zentralen Platz, der zum Dreh- und Angelpunkt des Sportparks wird. Das neue Stadion nimmt die Achse der Max-Schmeling-Halle auf, um ein Gesamtensemble zu erzeugen. Es rückt näher an die Eberswalder Straße heran, wird sichtbarer im Stadtraum und schafft damit eine starke neue Adresse. Neben dem Stadion enthält das Konzept zwei weitere, effizient organisierte Hallen- und Funktionsbauten, die eine aktive Dachnutzung in Form von Sportanlagen aufweisen. Für alle Hochbauten werden, neben den Inklusionserfordernissen auch weitere Ansprüche an Klimaschutz und Klimaanpassung, Umgang mit Ressourcen, Energieversorgung, verwendete Materialien umgesetzt.

GRÜN UND FREIFLÄCHEN

Durch die qualifizierte Aufwertung der Freiräume mit diversifizierten Pflanzungen und Pflegemaßnahmen, sowie Aktivierung der Gebäudefassaden und Dachflächen als Lebensräume wird die Biodiversität im Sportpark gesteigert und es entstehen hochwertige Habitate für Flora und Fauna. Ein Patchwork an unterschiedlich programmierten Grün- und Freiflächen definiert den neuen inklusiven Jahnsportpark. Im Bereich der Grünen Mitte wird das Angebot kleinteiliger und vielfältiger, um die großmaßstäblichen Vereinsnutzungen mit einer großen Bandbreite an inklusiven Freizeitsportmöglichkeiten zu ergänzen. Neben dem alltäglichen Freizeitprogramm ist der Raum aber auch für Sportveranstaltungen mit bis zu 20.000 Besuchern im neuen Sportstadion ausgelegt und entsprechend funktional gestaltet. Ein hoher und ökologisch wertvoller Grünanteil sowie Inklusion von allen Bevölkerungsschichten bzw. Barrierefreiheit bis in alle Bereiche ist wesentlicher Kern bei der Gesamtgestaltung.

BAUMINSELN

Die Bauminseln am Eingangsbereich Eberswalder Straße bilden mit leichter Topographie eine grüne Antrittszone zum Sportpark. Sie werden aus dem heutigen baumbestandenen Hang herausentwickelt, wobei möglichst viele der heutigen Bestandsbäume erhalten werden sollen.

STADION

Das neue Stadion in Holzhybridbauweise und mit seinen auf dem Dach angebrachten Photovoltaikpaneelen soll ein Ikon für das Thema Nachhaltigkeit sein. Seine anspruchsvolle Architektur verleiht dem neuen Jahnsportpark eine neue wiedererkennbare Identität. Das Stadion rückt etwas näher an die Eberswalder Straße heran, wirkt aber nicht als Höhendominante im Umfeld. Es nimmt die Achse der Max-Schmeling-Halle auf und wird somit als ein Gesamtensemble wahrgenommen, das in der vorhandenen Topographie eingebunden ist.

Das Stadion beinhaltet ein Rasenspielfeld, Leichtathletikanlagen und Tribünen mit einer Kapazität von ca. 20.000 Sitzplätzen sowie den dazugehörigen Büro- und Organisationsräumen, Räumen für Sportler:innen und Einsatzkräfte, Sanitärbereichen, Technikräumen und Lagerflächen.

MULTIHALLE UND BEGEGNUNGSZENTRUM

Der etwas höhere Baukörper mit dem Begegnungszentrum formt zusammen mit dem Stadion den Eingang zum gesamten Gelände. Die Multihalle wird vom Norden erschlossen und beinhaltet die Drei und vierfeldhallen, Kraft- und Mehrzweckräume sowie Infrastruktur für Sportanlagen und Nebenräume. Weiterhin stehen Räumlichkeiten für Arzt und Physiotherapie sowie zusätzliche Räume für Vereine zur Verfügung. Im Kellergeschoss befindet sich die Tiefgarage mit behindertengerechte KFZ- und fahrradstellplätzen. Das Dach wird als Kunstrasen-Großfeld genutzt, erschlossen über einen Aufzug und eine Rampe, welche an der Fassade entlangläuft. Die Fassaden sind klimaaktiv ausgestaltet mit Begrünung, Vogelnistplätzen und Wasserspeicherfähigkeit.

GRÜNE MITTE MIT CAFE

Die Grüne Mitte ist das Herz des Campus, Dreh- und Angelpunkt des Sportparks, Treffpunkt und „Verteilerplatz“. Von hier aus hat man alles im Blick und ist schnell an jedem Ort. Ein Café-Pavillon mit Holzfassade und begrüntem Klimadach schafft einen attraktiven Anlaufpunkt im Alltagsgeschehen, ergänzt um Sitzobjekte und kleinere Sportangebote auf den benachbarten Wiesenflächen.

WIESENTOPOGRAFIE

Die Wiesentopografie ersetzt die heutige Liegewiese, um im neuen Sportpark auch weiterhin eine frei nutzbare, unprogrammierte Grünfläche anzubieten. Die Bereiche erstrecken sich über mehrere größere Wiesenfragmente im zentralen Parkbereich und ziehen sich bis hinauf auf die begrünte Dachlandschaft über der Tennishalle. In den grünen Hang eingepasste Sitzstufen erlauben einen attraktiven Aufenthaltsort in den Abendstunden mit weitem Blick über den Sportpark. Klimaangepasste Baumarten werden ergänzt und spenden zusammen mit dem weitestgehend erhaltenen Altbaumbestand Schatten und wirken sich positiv auf Ökologie und Stadtklima aus.

LAUFUND ROLLBAND

Das Laufband bündelt Lauf- und Rollstrecken aus einem farbigen, trittdämpfenden EPDM-Belag verbinden Stadion und Park optisch miteinander. Die 2m breite Bahn zieht sich als 1,2 km langes Band durch den Park, führt über den Promenaden Loop rund um das neue Stadion und auf den Aussichtshügel. Die Rampe ist barrierefrei ausgelegt, mit einer Steigung von max. 5%. Das Laufband bindet alle wichtigen Freizeitsportangebote, wie Beach-Arena oder Trendsport Hub, ein.

TENNISHALLE

Die Tennishalle schiebt sich in den Hügel zwischen Stadion und Max-Schmeling-Halle und beherbergt drei Tennissportfelder mit rollstuhlfähigem Belag und Nebenräume. Das Dach der geht „nahtlos“ in den Hügel über, wo 6 Beachvolleyballfelder sich befinden. Dachfläche und Hügeln werden inklusionsgerecht über die an der südlichen Gebäudeseite verlaufende Rampe erschlossen.

WERKSTÄTTE UND LAGER / ZENTRALE SANITÄREINRICHTUNGEN

Die Werkstätte und Lager werden im Untergeschoss in der Verlängerung der Anlieferungszone der Max-Schmeling Halle und sind über einer Rampe erschlossen. Die zentrale Sanitäreinrichtung befindet sich über dem Lagerbereich, und ist von allem Sportle leicht erreichbar

KONSTRUKTION, TRAGVERGPLANUNG UND NACHHALTIGKEIT

Das bestehende Stadion, das sich derzeit auf der Westseite des Geländes befindet, wird demontiert und abgerissen. Wir schlagen vor, so viel wie möglich von den Strukturelementen wiederzuverwenden, um eine nachhaltige Lösung für das neue Stadion zu finden. Die Betonelemente des bestehenden Stadions werden in kleine Partikel zerkleinert und die Stahlbewehrungsstäbe herausgetrennt. Der zerkleinerte Beton und der Schutt, der im historischen Boden gefunden wurde, werden als Zuschlagstoffe in die Betonmischung für die neuen Elemente des Oberbaus eingebaut.

Die Stahlelemente des bestehenden Stadions werden demontiert und so weit wie möglich direkt in der neuen Konstruktion wiederverwendet. Die optisch auffälligen Kragbalken des bestehenden Daches, die dem jetzigen Stadion seinen Charakter verleihen, werden zu neuen Fachwerkbindern zusammengesetzt, die die Dachkonstruktion der neuen Multihalle bilden und das Fußballfeld auf dem Dach tragen.

Die Primärstruktur des Stadions besteht aus einem effizienten und kostengünstigen Stahlbetonsystem mit vertikalen Wänden, Stützen, Rampen und Flachdecken, wobei die Zuschläge aus dem vorhandenen gebrochenen Beton verwendet werden. Die Unterzüge für die Sitzreihen bestehen aus Stahlbeton mit wiederverwendeten Zuschlägen, während die Sitzreihen selbst als kostengünstige vorgefertigte Betonelemente konzipiert sind, die zwischen den Unterzügen gespannt werden.

Die gesamte Dachkonstruktion des Stadions besteht aus großen Leimholzbindern, die von einer kreisförmigen Reihe von Doppelholzstützen auskragen. Jeder Kragarm ist mit einem großen ellipsenförmigen Balken verbunden, der einige Meter vom Rand zurückgesetzt ist, um die audiovisuelle Ausrüstung zu tragen und gleichzeitig einen schmalen Rand am inneren Ring des Daches zu gewährleisten.

Das Dach bildet eine durchgehende Fläche, die den Sportplatz umgibt und die gewellte Holzstruktur an der Unterseite freilegt. Die Oberseite des Daches ist mit Paneelen und Mustern versehen, die in Photovoltaik- und transparente Paneele unterteilt sind und Licht für die Besucher und das Spielfeld liefern. Bei der Dachkonstruktion der Multihalle handelt es sich um ein weitgespanntes Fachwerksystem, bei dem die Kragbalken des bestehenden Stadiondaches und des Eingangsgebäudes als Teil des Obergurtes und der Stützen verwendet werden. Dies stellt eine nachhaltige Lösung zur Wiederverwendung des vorhandenen Stahls dar und gewährleistet gleichzeitig eine stützenfreie Spannweite über der Sporthalle sowie eine robuste Abstützung des Fußballfelds auf dem Dach. Das Dach ist über Stahlrampen rundherum zugänglich.

MATERIALIEN

Der ökologische Fußabdruck wird schon im Bau durch ein effizientes Tragwerk minimiert. Holz als Primärtragwerk des Stadiondaches weist einen geringen ökologischen Fußabdruck auf, da es lokal erzeugt werden kann und durch das absorbierte CO2 als Brückentechnologie einen positiven Effekt auf die CO2 Bilanz des Gebäudes über den Lebenszyklus besitzt – im Gegensatz zu Beton und Stahl, die mit einer hohen Anfangsinvestition verbauter Energie schon vor der Inbetriebnahme des Gebäudes einhergehen. Die CO2 Emission im Primärtragwerk kann somit um 75% reduziert werden, die der Ränge um ca. 10%, mit der Möglichkeit des natürlichen Abbaus zu Ende des Lebenszyklus. Im Außenraum wird bewusst auf ressourcenschonende Bodenbeläge und Materialien aus wiederverwerteten oder nachwachsenden Rohstoffen gesetzt. Neben durchlässigen Bodenbelägen werden zahlreiche Retentionsmulden zur Regenwassersspeicherung und Versickerung geschaffen.

 


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