Beitrag 1005

1. Phase: 1005

Kaufmann Theilig & Partner Freie Architekten PartGmbB, Ostfildern
Verfasser:in: Andreas Theilig
Mitarbeiter:in: Stanislav Metzger, Roulai Xu

Planstatt Senner GmbH, Berlin
Verfasser:in: Johann Senner
Mitarbeiter:in: Thilo Neger, Ylenia Trentini

Audio Erläuterung des Entwurfes

 

Vollbildgalerie (Link)

Erläuterungstext der Verfasser:innen

Lage und stadträumliches Konzept

Der Landschaftsraum
zwischen der Eberswalderstraße/Topsstraße im Süden
der Cantianstraße im Osten,
der Gaudystraße/Gleimstraße im Norden
und der Wollinerstraße im Westen
wird als Ganzes erlebbar !

Der Landschaftsraum des Mauerparks im Westen des großen Grundstücks erweitert sich mit sanfter Modellierung nach Osten und bettet die Sportstätten ganz selbstverständlich in die so entstehende Topografie ein.

Das Konzept

Der Jahnsportpark ist eingebettet in eine grüne Hügellandschaft:

  • Das neue Stadion – an alter Stelle – ist in das Gelände eingemuldet; eine freundliche Arena wird mit einem schwerelosen Dach, ‚der schwebenden Wolke‘ einer Torusfigur überdeckt, regengeschützt und markiert.
    Restaurant, VIP und Presse werden Teil der schwebenden Wolke mit gutem Blick aufs Spielfeld und direktem Zugang vom mittigen Erschließungsraum.
  • Die großen Sport- und Tennishallen verschwinden unter einem großen Hügel. Eine landschaftlich modellierte Fuge belichtet die Sporträume nach Osten, die notwendige Infrastruktur verschwindet im Hügel.
  • Die jeweils Nord/Süd gerichteten Freisportflächen finden jeweils einen sicheren Platz auf der Ostseite des Geländes, sie sind eingebettet in die schöne Topografie. Nahezu alle Bäume werden erhalten.
  • Ein knapp 30 m hohes punktförmiges solitäres Gebäude, das Landmark, nimmt die Studio- und Bürofunktionen in sechs Obergeschossen auf und markiert so zeichenhaft und weithin sichtbar den Sportpark.
  • Der Anschluss an die ebenfalls bereits topografisch eingebundene Max-Schmeling-Halle geschieht unmerklich und selbstverständlich.
  • In der Mitte die Freizeit- und Sportwiese, quasi am Schnittpunkt der Erschließungswege, über den Dächern der Sporthallen, selbstverständlicher Treffpunkt aller Besucher, mit einem kleinen Café am Fuß der Landmark und guter Aufenthaltsqualität.

Erschließung   Parken   Fahrräder

Das neue Sportgelände wird
über die Gaudystraße von Norden,
über die Cantianstraße von Osten
und über die Eberswalderstraße/Topsstraße im Süden
erschlossen.

Die drei Erschließungswege treffen sich im Mittelpunkt der Anlage vor dem Stadion und auf dem Dach über den Sporthallen. Es entspricht der vorgeschlagenen Fußgängererschließung – die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erfolgt mit kurzen Wegen über die Eberswalderstraße.

Die Zufahrt zur Tiefgarage (200 Parkplätze) sowie die Erschließung der Stadionebene (51,00 m) erfolgt von Süden und Norden, bedarfsgerecht dimensioniert und nahezu ohne Gefälle.

200 Parkplätze verschwinden so im ‚Bauch‘ der Topografie.
Weitere 100 Parkplätze einschl. der Behindertenparkplätze sind auf dem Gelände sinnvoll verteilt mit entsprechender Bestückung durch ELT-Ladeeinrichtungen.

Eine ausreichende Anzahl von Fahrradstellplätzen  2000  dezentral an drei Stellen und im Geländer verteilt.

Eine weitere Anliefermöglichkeit erfolgt über die Gaudystraße.

Das Stadion     Erschließungswege   Fluchtwege   Brandschutz

20.000 Besucher erreichen das Stadion auf der Ostseite, auf der Höhe + 56,00 m üNN. Eine umlaufende Ringfigur am Scheitelpunkt des Stadions erschließt das Stadion übersichtlich und sinnvoll mit koordinierten Wegebreiten.
Ein zweiter Ring auf dem Niveau + 56,00 m üNN ist interner, horizontaler Verteiler und Sammler für den Fluchtweg.

Das Spielfeld auf der Höhe + 51,0 m üNN liegt ca. 2 m tiefer als die unterste Sitzreihe, Stadionebene und unterste Sitzreihe werden über Tunnelröhren nach Süden, Norden und Osten entfluchtet.
Die Ränge darüber werden über Fluchttreppenhäuser ins Freie entfluchtet.

Das Stadion erhält eine Feuerwehrumfahrung auf den unterschiedlichen Höhen. Das Spielfeld (+ 51,0 m üNN) wird über die Zufahrt zur Tiefgarage von Norden und Süden für Feuerwehr und Notfallversorgung erreicht.

Inklusion

Im Stadion stehen drei vollständig umlaufende Reihen für ALLE Besucher zur Verfügung:

Der oberste Ring (+ 60,00 m)
die mittlere Verteilring (+ 56,00 m)
sowie die unterste Reihe über dem Spielfeld (+ 53,0 m).

Die Steigungen im Gelände – der topografisch bewegten Landschaft – sind jeweils behinderten- und rollstuhlgerecht in Steigung, Dimension und Oberfläche ausgeführt.

Die Infrastruktur berücksichtigt die Anforderung der Inklusion.

Konstruktion   Material   Gestalt

  • Das Stadion
    Alle tragenden und erdberührenden Bauteile bestehen aus Stahlbeton.
    Die aufgehenden Bauteile der Wolke – die umlaufenden ovale Torusfigur – besteht aus einem membranbespannten, räumlichen Holzgittertragwerk.
    Die Oberseite erhält ein teflonbeschichtetes Glasgewebe, die Unterseite wird mit einem gelochten Meshgewebe. Dieses hat eine akustisch dämpfende Wirkung und erlaubt den Blick in das (schöne) Holztragwerk.
    Der verletzungsanfällige Fuß auf dem umlaufenden Erschließungsweg besteht aus Stahlbeton.
  • Sporthallen
    … unter der Erde auf der Ostseite bestehen ebenfalls in dem Haupttragwerk aus Stahlbeton. Die transparente Pfostenriegelfassade, auf der Ostseite bringt gefiltertes Tageslicht in die Tiefe der schönen Sporträume; ein außenliegender Sonnenschutz reguliert Wärme- und Lichteintrag.
  • Landmark
    Eine Holz/Beton-Hybridkonstruktion über sechs Obergeschosse zeigt einen modernen und verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen, eine direkte vertikale Lastabtragung, sowie eine Holz/Beton-Hybrid Bauweise für die Geschossdecken leistet Brand- und Schallschutz für die vorgesehene Nutzung.

Freianlagenkonzept

Der neue inklusive Jahnsportpark bindet sich harmonisch in die Umgebung ein und verwebt als grüne Landschaft die angrenzenden Parks mit der Stadt. Die klaren Wegeverbindungen und markanten Elemente ermöglichen eine optimale Orientierung der Besucher:innen und Sportler:innen im gesamten Areal. Sämtliche Wege sind trotz des bewegten Geländes barrierefrei begeh- und befahrbar.

Das Stadion wird auf ein großzügiges Plateau platziert und erhält damit einen angemessenen Vorbereich. Lange Sitzstufen Treppen sich zum zentralen öffentlichen Platz hinab, auf dem Veranstaltungen ausgeführt werden können. Direkt nebenan erstreckt  sich die offene multifunktional nutzbare Sportwiese. Der Turm des Begegnungszentrums wird von einer Terrassenfläche umgeben und ragt markant aus der Landschaft empor. Informelle Sport- und Fitnessangebote umspielen das Gebäude.

Die prägenden Pappelreihen werden erhalten und ergänzt. Sie leiten durch den Sportpark. Unter dem schattenspendenden Platanendach erweitern künftig Beachfelder das Angebot. Sitzmöglichkeiten und Trinkbrunnen bieten Platz für neugierige Zuschauer:innen.

Neben dem kleinen Stadion werden neue multifunktionale Kunstrasenfelder angelegt, umrahmt von einer Lauf- und Rollstrecke aus unterschiedlichen Materialien. Im terrassierten, durch sanfte Rampen überbrückten Gelände oberhalb davon kommen die neuen Tennisfelder unter, eingefasst durch eine grün berankte Mauer.

Die bestehenden Böschungen des Stadions werden zum großen Teilen in die neuen Strukturen eingebunden. Zur Max-Schmeling-Halle werden ausreichende Flächen für Rettungsfahrzeuge freigehalten. Der Neubau des Stadions wird durch einen Baumring umspielt. Von Süden her ziehen sich die Bäume frei in die Landschaft des Sportparks. Von der Wendeschleife der Straßenbahn aus entsteht eine zusätzliche Wegeverbindung zum Stadion. Barrierefreie Fahrrad- und PKW-Stellplätze verteilen sich dezentral im gesamten Areal und ermöglichen so ein gezieltes Anfahren der unterschiedlichen Sportangebote für Alle.

Wie das Wasser des Stadiondaches, wird auch das anfallende Regenwasser der Wege- und Sportflächen eingestaut und zum großen Teil über Zisternen nutzbar gemacht. Das Dach der Sporthallen wird als Retentionsdach ausgeführt und gibt das Wasser gedrosselt an die umgebenden Grünflächen und Baumstandorte ab. Auch Bereiche des Mauerparks können von diesem Konzept profitieren.

Nachhaltigkeit

Eine verantwortliche und nachhaltige Bauweise ist verpflichtend für eine zeitgemäße (öffentliche) Baumaßnahme.

  • Die vorhandene Topografie wird sehr weitgehend beibehalten, sodass unnötige und kostenintensive Erdbewegungen nicht entstehen können. Tiefergründungen werden vermieden.
  • Die thermischen Hüllen sind kompakt und gedämmt, weitgehend unter der Erde und so mit einem günstigen A/V-Verhältnis.
  • Die Sporthallen sind tagesbelichtet (trotz der Lage unter der Erde) und reduzieren so die Anforderungen an eine künstliche Beleuchtung.
  • Das Material Holz für das Stadiondach (Wolke) und das Landmark ist nachhaltig und CO2-speichernd, recyclebar, Kombinationsmaterialien werden vermieden. Es ist ein sichtbarer Beitrag für den ressourcenschonenden Umgang mit Materialien.
  • Das Oberflächenwasser wird soweit möglich auf dem Grundstück versickert. Die Maßnahme ist in das Außenanlagenkonzept integriert.

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