Beitrag 1008
Erläuterungstext der Verfasser:innen
Berlin braucht einen sportlichen Leuchtturm – Berlin hat ihn schon! Nach der hier aufgezeigten Transformation des Stadions und insbesondere der Haupttribüne wird man das Ensemble hoch schätzen und sich beglückwünschen, auf den teuren und umweltschädlichen Abriss verzichtet zu haben. Es wird sich erweisen, dass das Stadion mit seiner grünen Walleinfassung die ökologisch und schall/brandschutztechnisch optimale Bauform ist und bleibt.
Man wird feststellen, dass die Brandlast auf den Rängen derart gering ist, dass die Entfluchtung über den oberen Ring in die Weiten des Parks bereits der notwendige öffentliche Raum ist. Die Kreuzung mit Rettungsfahrbereichen ist vergleichbar mit der Situation im normalen Straßenraum und akzeptabel.
Ebenfalls wird man froh sein, die Kleinteiligkeit und Vielfältigkeit des Sportparks erhalten zu haben, indem auf das bauliche Großvolumen zugunsten differenzierter Baustrukturen verzichtet wurde. Dass sich die größte Baumasse – die Vierfeld-Veranstaltungshalle – zum großen Teil auf den Parkplatzflächen auch außerhalb des Parks befindet, wird sich als unschlagbarer Vorteil erweisen, nicht nur weil ein Betrieb unabhängig der Parköffnungen möglich ist, sondern auch wegen der Kiezeinbindung und Flächenschonung des Sportparks.
Zudem wird man froh sein, den Baukörper durch die Reduzierung der Sporthallenanzahl von sieben auf sechs vor dem Bestand enden lassen. Die eigentlichen Bedarfe beliefen sich lange Zeit auf sechs Hallen und das sollte aus städtebaulichen Gründen reichen. Das gut erhaltene „Steinhaus“ kann weiter existieren und bekommt Leichtbauaufstockungen und wird Teil des Ensembles Begegnungszentrum und Sporthaus um einen gemeinsamen Treffpunkt und Biergarten herum.
Als enorm platzsparend wird sich die längs ausgerichtete Tennishalle erweisen. Die Anordnung vergrößert die Wiese und schafft dort Platz sogar für zwei Sportfelder. Aus ökologischen Gründen sind diese Naturrasenfelder geblieben, lediglich die belasteten Strafräume sind mit Hybridrasen verstärkt. Die freien Sportnutzungen finden im Wechsel mit Vereinssport als Multicodierung statt, jedoch gibt es auch neu ausgewiesene Sportbereiche auf dem Falkplatz und Teilen des Mauerparks. Die Flächen sind reichlich vorhanden und der Sportpark kann seine Kernaufgabe besser erfüllen, dem Vereinssport einen Raum zu geben.
Viele Behinderte werden froh sein, dass ihr Handicap nicht als Begründung dafür herhalten musste, eine weitere DDR-Ikone – die Haupttribüne – und Teile des grünen Ringwalls zu beseitigen. Damit ist der Stadtökologie und Baukultur etwas Gutes getan worden.
Die zwei angebauten Großaufzüge erschließen die Tribüne ausreichend und der barrierefrei erreichbare Stadionring ist ein beliebter Treffpunkt für Rollifahrer und deren Begleitungen. Die bereitstehenden 312 Rolliplätze auf dem Ring sind selten alle vergeben, aber auch gute Stehplätze für alle. Kult sind die 86 Plätze auf der „Rolli-Lounge“ am Spielfeldrand. Und die behinderten Sportler finden es herausfordernd, dass eine mit 9% ungewöhnlich sportliche Rampe auf das Spielfeld führt – aber sie sind ja Sportler. Wer das nicht will, der kann die Lifter zu den Marathontoren benutzen.
Größere Rollitreffen im Versammlungsstättenformat finden besser ebenerdig statt. Auf Endlosrampen, die ohnehin selten ausreichen und die Gebäude verstellen, wurde hier bis auf die Anlage am Sporthaus verzichtet. Große Aufzüge für drei Rollis gleichzeitig sind das Mittel der Wahl. In den Wallanlagen sind Landschaftsrampen integriert, die die Steilstellen für Behinderte ohne Hilfe überwindbar machen.
Wenig Trauer verursacht der Verlust der „Mielke-Rampen“ und des ganzen Betonbrutalismus am heutigen Eingangsbereich der Haupttribüne. Die beiden neuen schicken Flügelbauten mit den differenzierten Erschließungen dazwischen wirken als komplette Heilung des Ganzen.
Am Ende war alles sogar preiswerter als gedacht. Der gute Geist des Projektes und die ökologisch sinnvolle Baustoffwahl hat die beauftragten Firmen dazu erwogen, gut und pünktlich ein Resultat zu liefern, auf das man stolz sein kann. Sogar die große Kita an der Cantianstraße konnte noch gebaut werden, und das sogar noch in dieser Legislaturperiode!
Soweit die Geschichte vom Jahn-Sportpark. Werden Sie Teil dieser Geschichte!