Beitrag 1014

1. Phase: 1014

TOPOTEK 1 Architektur GmbH, Zürich
Verfasser:in: Dan Budik, Martin Rein-Cano
Mitarbeiter:in:

TOPOTEK 1 Gesellschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin
Verfasser:in: Martin Rein-Cano, Dan Budik
Mitarbeiter:in:

Audio Erläuterung des Entwurfes

 

Vollbildgalerie (Link)

Erläuterungstext der Verfasser:innen

ERLÄUTERUNGSBERICHT

Der Entwurf für den neuen Sportpark und das große Stadion am Mauerpark formuliert eine städtebaulich-landschaftsplanerische und architektonische Antwort auf den umfassend inklusiven Anspruch des Vorhabens im Sinne einer zeitgemäßen Stadtentwicklung. Die städtebaulichen Setzungen schaffen einen räumlich erlebbaren Nachklang auf die unterschiedlichen Vergangenheiten des Ortes und verknüpfen die neue Sportanlage mit dem umgebenden Stadtraum und dem benachbarten Park. Durch eine respektvolle und nachhaltige Weiterentwicklung des Areals wird das bestehende Ensemble in einen den gegenwärtigen Nutzungsbedarfen angepassten, modernen Sportpark für alle – eine klimagerechte ‚Grüne Oase’ des Sports, der Aktivität und der Erholung transformiert.

Inklusion
Das architektonische und das freiräumliche Konzept entwickeln sich an der zentralen inklusiven Zielsetzung des Projekts. Es gilt, den vielfältigen, unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden und eine umfassende Teilhabe aller an sportlicher Aktivität, am Zuschauen und an organisatorischer Mitwirkung am Sportpark-Geschehen zu ermöglichen. In diesem Sinne sieht unser Konzept eine umfassend inklusive Planung sämtlicher Erschließungszonen und Bereiche – sowohl in den Freiräumen als auch in den Gebäuden – vor. Alle können und sollen gemeinsam alle Wege und Angebote auf dem Sportparkgelände nutzen. Darüber hinaus ermöglichen einzelne, besonders ausgestaltete Räume mit dem nötigen Maß an Ruhe, Lärmfreiheit und Rückzugsoptionen Menschen mit speziellen, wie z.B. kognitiven Einschränkungen ein uneingeschränktes Dabeisein.

Städtebau
Der städtebauliche Ansatz für die Konzeption des Sportparks greift bestehende Strukturen der gebauten Umgebung sowie die in unterschiedlichen Zeitschichten auf dem Gelände etablierten Verbindungen auf, führt diese weiter und stellt eine räumliche Verzahnung des  Areals mit der Stadt her. Eine prägende, freiräumliche Erschließungszone, die zentral in nord-südlicher Richtung verläuft, schafft eine starke Anbindung des inklusiven Sportparks an den städtischen Raum – sie verbindet die Eberswalder Straße im Süden mit dem nördlich gelegenen Quartier um die Gaudystraße. Das langstreckte neue Stadiongebäude mit den VIP- und Pressebereichen und die beiden gegenüber positionierten geplanten Hallengebäude formulieren die räumlichen Kanten des straßenähnlichen Freiraums. An der Eberswalder Straße bildet das solitäre, 20 Meter hohe Eingangsgebäude des Inklusive Begegnungszentrums den Auftakt des zentralen Nord-Süd-Boulevards und schafft mit dem großzügigen, davor liegenden Platz eine angemessene Eingangssituation für Park und Stadion. Das markante, stadtbildprägende und aus allen Richtungen gut sichtbare Gebäude stärkt die Identität des Inklusionssportparks und verknüpft ihn als Trittstein in den Stadtraum mit dem Quartier.

Freiraum
Der neu entwickelte nord-südliche Verbindungsraum und die grüne Zone zwischen den Sportfeldern in ost-westlicher Richtung bilden die zwei wesentlichen, prägenden Freiräume des Sportparks. Durch ihre typologische Unterschiedlichkeit bieten sie jeweils ganz eigene, charakteristische Qualitäten und zusammen ein vielfältig-breites Angebot für alle Besucher des Parks.

Der langgezogene Nord-Süd-Boulevard bildet das lebendige und kommunikationsfördernde, von Aktivität geprägte Zentrum des Inklusionssportparks. Neben diversen informellen, ausschließlich inklusiven Spiel- und Bewegungsangeboten wie Basketball, Skating und mehr können Interessierte hier das sportliche Treiben verfolgen: In den abgesenkten Sporthallen durch großzügige Verglasungen zum Außenraum, auf den Tribünen-Treppen der Beachvolleyballfelder sitzend sowie auf und von den Hallendächern, die ebenfalls als Sportfelder genutzt werden und über Rampen an den Kopfseiten der Gebäude barrierefrei erschlossen werden. Integriert in die Erdgeschosszonen der Gebäude setzen ‚Extracurriculare’ Programme, wie z.B. Fanshops, ein inklusives Sportgeschäft und gastronomische Angebote die urbane Lebendigkeit des Quartiers als weitere ‚städtische Trittsteine’ im Sportpark fort – es entsteht ein attraktiver, die Nachbarschaft auf vielen Ebenen bereichernder, öffentlicher Raum für alle.

Der in ost-westlicher Richtung zwischen den Sportfeldern verlaufende zweite prägende Freiraum schafft einen beschaulich-kontemplativen, mikro- wie makroklimatisch wirksamen grünen Ort, der sich dem in östlicher Richtung gelegenen Stadtviertel zuwendet. Der bestehende Platanenhain wird durch eine klimagerecht angepasste Baumsammlung ergänzt und zum grünen Herzstück des Sportparks aufgewertet. Innerhalb des Inklusionssportparks entsteht hier ein ruhiger, schattig-kühler Ort des entspannten Aufenthalts für alle Besucher und Anwohner – ein Park im Park. Das Feld für Blindenfussball mit seinen Zuschauertribünen und die Sportwiese zur Nutzung durch die Quartiersbewohner, ergänzt durch eine neue, schützende Baumreihe an der Westkante, schließen an den grünen, ost-westlich ausgerichteten Freiraum an.

Architektur und Erschließung

Die topografisch besondere Situation des Trümmerhügels mit dem darauf platzierten neuen Stadion bleibt als prägendes und identitätsstiftendes Element des Sportparks erhalten. Zwei das Stadion einrahmende, äußere Rampen mit jeweils 4% Steigung verbinden den Sportpark über den Wall hinweg barrierefrei mit dem westlich benachbarten Mauerpark, entkoppelt vom Geschehen im Stadion auch während der Veranstaltungen. Weitere interne Rampen im Stadiongebäude ermöglichen allen Zuschauern die inklusive Erschließung sämtlicher Sitzreihen auf den Tribünen auf unterschiedlichen Höhen. Der Steigung des Hügels und der Rampen folgend, sind auf der Westseite des Stadions entsprechend mehr Sitzreihen angeordnet als auf der östlichen Seite. Das Dach des neuen Stadions neigt sich, die Topografie des Walls aufgreifend, leicht zu den Außenseiten des Gebäudes. Als weit sichtbares und baulich prägendes Element des Stadions sollen die vier charakteristischen, hohen Flutlicht-Pfosten des Bestands, obwohl die Beleuchtung des Spielfelds in das Dach des Neubaus integriert ist, als Teil des neuen Stadions erhalten werden. Mit LED-Technik farbig, in den Vereinsfarben der jeweils spielenden Mannschaften angestrahlt, stimmen sie die Zuschauer schon beim Ankommen auf das bevorstehende Ereignis ein.

Das 5-geschossige Gebäude des Inklusiven Begegnungszentrums liegt am Angang des Boulevards der Eberswalderstraße zugewandt und öffnet sich in den unteren beiden Geschossen mit einem großzügigen Foyer und Informationsbereich, einem kleinen Café sowie dem davor liegenden öffentlichen Eingangsplatz zwischen Eberswalder Straße, der Straßenbahnstation und der grünen Promenade der Topsstraße den Besuchern des Sportparks. Die oberen Geschosse des Hauses sind nicht öffentlich und mit ihrer Nutzung den Mitarbeitern der verschiedenen Sport-Organisationsbüros vorbehalten. Um Wahrnehmbarkeit und Reichweite des Sportparks in der Stadt weiter zu fördern, ist hier eine in die Fassadengestaltung des Begegnungszentrums integrierte Leuchttafel denkbar, die Passanten über bevorstehende Veranstaltungen im Stadion und im Inklusionssportpark informiert.

Im Bereich der Straßenbahn-Wendeschleife entsteht an der Eberswalder Straße eine qualifizierte, barrierefreie Halte-Situation für den Nahverkehr im Sinne der inklusiven Zielsetzungen. Eine neue, zusätzliche Wegeverbindung zur südlichen Rampe auf dem Hügel und damit zum Stadion, zum Mauerpark und in den Sportpark wird in diesem Bereich über eine großzügige Treppenanlage und eine Rampe etabliert. Die geforderten oberirdischen PKW-Stellplätze sind neben dem südlichen neuen Hallengebäude angeordnet; die Zufahrt zur Tiefgarage unter der Halle befindet sich ebenfalls in diesem Bereich.

 


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