Beitrag 1015

1. Phase: 1015

ausgeschieden

:mlzd, Berlin
Verfasser:in: Pat Tanner, Daniele Di Giacinto, Claude Marbach, Andreas Frank, David Locher, Alex Unsin
Mitarbeiter:in: Friedemann Hack, Julia Domanska, Melanie Bauer Benedikt Umbricht

POLA Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
Verfasser:in: Jörg Michel
Mitarbeiter:in: Sara Perovic

Vollbildgalerie (Link)

Erläuterungstext der Verfasser:innen

Städtebau

Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark und das große Stadion für 20.000 Zuschauer befinden sich im historisch urbanen Kontext des Ortsteils Prenzlauer Berg, im Süden des Bezirks Pankow, östlich angrenzend an den Mauerpark, eine auf dem Todesstreifen der ehemaligen Grenzanlage errichtete, stark frequentierte Grünanlage. Das Stadion wurde bis 1989 vorwiegend als Fußballstadion bespielt. Daneben fanden auch immer wieder bedeutende Leichtathletikveranstaltungen und Sportereignisse statt. Das heutige Gelände des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks, mit seinen unterschiedlichen Sportnutzungen, generiert eine eigenwillige Struktur und Welt des Sports. Aufgrund seiner Geschichte und innerstädtischen Lage hat der symbolträchtige Sportpark bei der Berliner Stadtbevölkerung eine hohe identitätsstiftende Bedeutung!

Komposition als Urbane Form

Das Projekt für den neuen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark und dem neuen Jahnstadion versteht sich als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Qualitäten der Umgebung, indem dieser durch seine kompositorische Konfiguration der verschiedenen Baukörper, Sport- und Aufenthaltsflächen auf die Heterogenität der Umgebung reagiert. Die visuell, wie auch physisch durchlässige Gebäude- und Spielfeldflächenkomposition, soll bewusst keinen Inselcharakter, sondern einen öffentlichen Raum schaffen. Das Gesamtkonzept beruht auf der Idee, einen neuen, den heutigen Maßstäben entsprechenden hochmodernen Sportcampus, unter Berücksichtigung der vorhandenen Bausubstanz, zu realisieren.

Organisation

Ein von Süden nach Norden, linearer Platzraum, durchquert das Wettbewerbsgebiet und erzeugt eine Anbindung an den Straßenraster der umliegenden städtischen Bebauung. Diese Platzfläche ist Aufenthalts-, Erschließungsbereich und Begegnungsort der einzelnen Sportnutzungen zugleich und schafft einen guten Orientierungsort innerhalb des großen Sportparkgeländes: Der Boulevard. Weiter bildet dieser neu den Vorplatz zum Jahnstadion und seiner erweiterten Haupttribüne. Auch das zentral vorgeschlagene inklusive Begegnungszentrum, mit administrativen Flächen der verschiedenen Sportvereine, ist zentral an der Platzfläche angeordnet.

Westlich dieser zentralen Achse liegt das ikonenhafte Jahnstadion, östlich liegt der Sportpark mit seinen intarsienhaften Sportanlagen.

Ein weiterer Zugang befindet sich an der Cantianstraße und erschließt den Sportpark von Osten. Ein feinmaschiges Wegnetz, befahrbar für berechtigte PKW und Fahrräder, dient alle Sportflächen und -gebäude barrierefrei an. Aufweitungen entlang des Wegenetzes schaffen Adressen, an welche sich Stellplätze mit Anbindungsmöglichkeiten in mehrere Richtungen angliedern.

Jahnstadion

Die für das große Stadion identitätsstiftenden Wälle, aufgeschüttet aus dem Trümmerschutt der zerstörten Stadt nach dem II. Weltkrieg, sollen erhalten und teilweise ergänzt werden. Auch die Haupttribüne, mit dem imposanten, auskragenden Tribünendach, soll umgebaut und als wichtiger Ort der Geschichte und Identität erhalten bleiben. Die Haupttribüne wird durch ein einfaches, scheibenartiges Bauvolumen, parallel zum bestehenden Volumen positioniert, als neue Adresse des Jahnstadions ergänzt. Dadurch wird ein Einbinden in den übergeordneten stadträumlichen Kontext erreicht. Das Gebäude klärt und bildet, je nach Sichtweise einen Vorder- wie auch Hintergrund für die unterschiedlichen Aktivitäten des Ortes. Gleichzeitig wird ein öffentlicher Raum zwischen der bestehenden Haupttribüne und dem Neubau geschaffen. Bereits von außen ist die Atmosphäre des Stadions erleb- und spürbar. Der Neubau bildet das architektonische Pendant zum bestehenden Tribünengebäude mit seinem skulpturalen Vordach. Ein neutralisierender Kontrast, ein räumlicher Rahmen und Hintergrund für die Sportszenen im Vordergrund. Einem «Regal» ähnlich tritt das Gebäude als eine offene Struktur in Erscheinung. Ein einfacher «Behälter» aus vorwiegend Holz gebaut, welcher mit den unterschiedlichen Nutzungen belegt wird. Die Struktur konstituiert sich aus zwei massiven Kernen als «Stützen» und dazwischen gespannten Deckenelementen auf einem durchgehenden vertikalen Stützenraster, welches das Gebäude in einen Arbeits- sowie Erschließungs- und Aufenthaltsbereich unterteilt. Diese Gebäudestruktur erlaubt einerseits eine große Flexibilität in der Organisation der Räume, andererseits wird so eine freie Nutzung des transparenten Erdgeschosses möglich. Während sich die Raumnutzungen auf die Platzfläche hin orientieren, tritt die kommunikative Erschließungs- und Aufenthaltsschicht in einen Dialog mit dem Bestandsgebäude und erlaubt großzügige Ausblicke auf das dahinter liegende Stadionspielfeld. Das Bestandsgebäude wird in Stand gesetzt und barrierefrei für eine zukunftsfähige Nutzbarkeit optimiert.

Jahnsportpark

Die Perimeterfläche des bestehenden Jahnsportparks wird neu strukturiert und soll landschaftsräumlich stärker als großer Sportpark gelesen werden. Bestehende Sportanlagen, wie das kleine Stadion mit einem Naturrasenspielfeld und einer leichtathletischen Wettkampfbahn, das dazugehörige Funktionsgebäude, zwei Kunstrasen-Großspielfelder, die Minifußball- und Basketballfelder sowie die große Sportwiese werden belassen und durch zusätzliche Sportflächen, einem großen Gebäudevolumen der Drei- und Vierfeldsporthalle mit einem Kunstrasen-Spielfeld auf dem Dach, einer Tennishalle mit Dachspielfeldern, einem Blindenfußballfeld, einer Lauf- und Laufstrecke, einer Beachvolleyballanlage und einem inklusiven Begegnungszentrum, ergänzt. Eine wichtige Bedeutung innerhalb der kompositorischen Konfiguration unterschiedlichen Nutzflächen, erhält der Zwischen- und Außenraum des Jahnsportparks, welcher als zusammenhängender und identitätsstiftender Raum ausformuliert ist. Unmittelbar nach der Einfahrt/ dem Eintritt in das Sportgelände sollen die Nutzer und Besucher in eine mit landschaftlichen Fragmenten versehene Atmosphäre eintauchen, welche sich von den urbanen Konditionen außerhalb differenziert. Lose Baumgruppen sind über das gesamte Sportparkareal und die Platzfläche verteilt angeordnet.

Grünraum/ Platzbeläge/ Bepflanzungen

Der Jahnsportpark besitzt – neben seiner Erholungsfunktion für die angrenzenden Kieze – eine zentrale Kühl- und Hitzeregulierungsfunktion, welche die zahlreichen neuen Baum- und Gehölzpflanzungen im Bearbeitungsgebiet Rechnung tragen werden. Ziel der erweiterten Sportflächen ist es diese so zu organisieren das der vorhandene Baumbestand weitestgehend erhalten bleibt und ergänzt werden kann.  Die Ergänzungen erfolgen durch Neupflanzungen von zukunftsfähigen Klimabäumen, welche sich pflegearm den sich verändernden stadtklimatischen Verhältnissen gut anpassen, d.h. Hitze und Trockenheit sehr gut vertragen. Die Organisation der passiven und aktiven Frei- und Erholungsflächen sind so angelegt, dass diese patchworkartig miteinander in Beziehung treten und so eine Art Sportparkteppich entsteht.

 


Vorheriger Beitrag