Beitrag 1024
Erläuterungstext der Verfasser:innen
Kontext & Geschichte
Die Sportanlage Jahnsportpark befindet sich im Süden des Stadtteiles Pankow, östlich des Mauerparks. Das Herzstück der Anlage bildet das kombinierte Fußball- und Leichtathletikstadion mit einem Fassungsvermögen von 20.000 Zuschauern. Es handelt sich hierbei um die drittgrößte Einzelsportstätte Berlins von nationaler und internationaler Bedeutung. Seine Dimensionen, sein historischer Kontext sowie die einzigartigen topographischen Gegebenheiten verleihen dem Jahnsportpark eine besondere Identität.
Gesamtkonzept – Wie können wir dem Jahnsportpark eine klare und stimmige Identität verleihen?
Wir verfolgen hierfür drei Hauptstrategien:
- Ein kontinuierliches und leicht zugängliches öffentliches “Backbone”, das sich nahtlos an die verschiedenen städtischen Umgebungen anschließt: im Westen an den Mauerpark Hügel, im Norden Am Falkplatz, im Süden an die Eberswalderstraße und die Strassenbahnhaltestelle der M10 und im Osten an die Cantianstraße. Es verknüpft außerdem mühelos die unterschiedlichen Programme, sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich, und garantiert Barrierefreiheit: Großes Stadion, überdachte Sportanlagen, Begegnungszentrum ebenso wie die Sportwiese, Großspielfeld und kleines Stadion. Diese Struktur ist vollständig barrierefrei und integrativ, ermöglicht einen einfachen Zugang zu allen Funktionen und schafft ein Gefühl der Gleichheit zwischen allen Nutzern.
- Eine charakteristische Form des Daches, die für alle Innenraum- (und überdachten) Funktionen geeignet ist. Indem wir eine architektonische Sprache aus unterschiedlichen rechteckigen, geneigten und gestaffelten Dächern entwickeln, verleihen wir dem Jahnsportpark eine klare architektonische Identität. Darüber hinaus schlagen wir vor, die Dächer als Erweiterung des öffentlichen Raums zu nutzen: in Form von Aussichtsplattformen mit Blick auf den Mauerpark im Westen und die Sportanlagen. Durch die Integration von Solarzellen, Wasserrückhaltung und speziellen Gemeinschaftsgärten stellen die Dächer zudem ein wichtiges Nachhaltigkeitsinstrument dar.
- Eine adäquate Bewahrung der ikonischen Landschafts- und Architekturbegebenheiten – indem Schlüsselelemente wie die legendären Flutlichtmasten des Stadions oder die geschwungenen Sitzstufen in die Landschaft integriert werden, erhalten wir nicht nur die historische Identität und das Ortsgefühl des Jahnsportparks, sondern verstärken jene auch.
Landschaft & Stadiumskonzept
Der zukünftige Inklusionssportpark spielt mit den topographischen Besonderheiten des Standortes: die Sportfelder liegen halb versunken zwischen den ansteigenden Hauptachsen. Die Höhenunterschiede entlang der Achsen werden dabei genutzt, um die neuen Volumen einzufügen oder und sind als Treppen, Sitzstufen oder kleine Tribünen mit Blick über die Felder ausformuliert.
Der Baumbestand soll weitestgehend erhalten bleiben und, der vorhandenen Logik des Ortes folgend, ergänzt werden: entlang der Wege und Hauptachsen werden die vorhandenen Bäume in klaren Reihen ergänzt und rahmen so die Felder. In den Randbereichen wird der Bestand zu dichteren, frei gesetzten Baumgruppen verdichtet ergänzt, welche in die umgebenden Grünraume übergehen. Dabei sollen neben heimischen Baumarten auch Zukunftsbaumarten den Artenreichtum fördern und die Resilienz gegenüber Klimaveränderungen erhöhen.
Die Nord-Süd-Achse zwischen Gaudy- und Eberswalder Straße wird schon heute gerne von Anwohnern als alternative Wegeverbindung genutzt. Im neuen Inklusionspark wird sie als breiter Boulevard zum Rückgrat der Anlage. Die zweite wichtige Achse führt den Besucher von der Cantianstraße zuerst über einen wassergebundenen Platz unter einem schattigen Platanendach, der sich anschließend zur Sportwiese öffnet. Die notwendigen barrierefreien Stellplätze werden dezentral entlang dieser beiden Achsen angeordnet, welche durch ihre zentrale Erschließungsfunktion gleichzeitig die Räume für Begegnung zwischen Zuschauer:innen, Sportler:innen, Freizeitsportler:innen und der Nachbarschaft bieten.
Dazwischen und zwischen den einzelnen Sportfeldern spannt sich ein engmaschiges Wegenetz unterschiedlicher Qualitäten und Beläge auf, das für Individualsportler vielfältige Routen durch das Gelände ermöglicht. Fahrradstellplätze werden gleichmäßig, dem Bedarf der einzelnen Bereiche angepasst, über den gesamten Standort verteilt.
In welcher Weise können wir das Zirkulationskonzept des Stadions so umgestalten, dass es seiner Topographie folgt und einen wirklich barrierefreien Raum schafft?
Die außergewöhnliche topographische Situation des Geländes, da das Große Stadion in der Topografie “eingebettet” ist, führte zu einem einzigartigen Konzept für das Stadion. Der öffentliche Bereich des Stadions verläuft nicht geradlinig, sondern ist leicht geneigt, so dass er sich an die umliegenden topographischen Bedingungen anpasst und einen ungehinderten Zugang aus allen Richtungen und Höhen ermöglicht. Darüber hinaus entsteht ein durchgängiger, vollständig zugänglicher und inklusiver Zirkulationskreislauf, der einen leichten Übergang von der Sportplaza (~+53,5) zum Mauerpark (~+58) und zu den oberen Rängen und dem VIP-Bereich (~+62) ermöglicht.