Beitrag 2001 – 1. Preis

  • Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare städtebauliche Ordnung sowohl der Gebäude als auch der Freianlagen aus. Entlang einer großzügigen befestigten Haupterschließungsachse in Nord-Süd-Richtung, die auch der Fahrerschließung dient und sich zu einer Plaza vor dem Stadionzugang ausweitet, sind die Baukörper ihrer Bedeutung nach strukturiert angeordnet. Die eindeutige Wegeführung findet ihre Entsprechung in der etwas untergeordneten, jedoch ebenso klar formulierten Ost-West-Achse. Im Schnittpunkt der beiden Wegeachsen ist das Begegnungszentrum (mit Gastro-Terrasse) angeordnet, das auch in der Höhenentwicklung den Mittelpunkt bildet und somit von allen Seiten sichtbar wird. Wegeführung und Gebäudefolge entsprechen den Hauptbesucherströmen. Eine rundum vorgesehene grüne Übergangszone, gebildet durch Bäume, fasst das Ensemble zu den öffentlichen Straßen, ermöglicht die Integration der notwendigen Umfriedung und stärkt damit den Parkcharakter.

    Die KFZ-Erschließung ist gut gelöst. Die Inklusionshalle ist mit einer Tiefgarage unternutzt, die Zufahrt liegt günstig zum südlichen Einfahrtspunkt, so dass der hierdurch erzeugte Verkehr im Sportpark vermieden wird und die Mischnutzung auf den Randbereich konzentriert ist. Gleiches gilt für die funktional sinnvoll zugeordneten ebenerdigen Stellplätze südlich der Inklusionshalle. Es fehlen allerdings Stellplätze für Polizei, Medienvertreter und Mannschaftsbusse; die ausgewiesenen Flächen sind nicht ausreichend dimensioniert.

    Zu kritisieren ist, dass noch ein Zuviel an Möblierung, „Oasen“ und Baumstandorten auf der Nord-Süd-Achse angeboten wird. Dies ist auch den Inklusionsabsichten hinderlich. Im nördlichen Bereich dient die Achse auch der Erschließung der Max-Schmeling-Halle; sie muss generell für Großtransporte nutzbar sein; hier ist den verkehrlichen Anforderungen Priorität einzuräumen. Positiv ist die Feuerwehrzufahrt im Süden, die von den anderen Verkehren getrennt ist.

    Hauptelement der Freiraumplanung sind auch im Inneren Baumpflanzungen, die die jeweiligen Spielfelder fassen. Ein großer Teil des Bestandes ist erhalten und großzügig ergänzt, wobei die Bäume auf der Haupterschließungsachse in dem Ausmaß nicht möglich sind (s. o.). Die Ost-West-Achse ist als „Sportspange“ intensiv genutzt und durchaus konsequent, schmälert jedoch die offene Parksituation und das nicht zweckgebundene Angebot als Erholungsort für das Quartier. Anderseits fasst sie die Funktionen sinnvoll zusammen. Die Lauf- und Rollstrecke ist etwas kurz geraten, jedoch birgt sie wenig Gefahren für Kreuzungs- und Unfallrisiken. Allenfalls entstehen Konflikte zwischen sehbeeinträchtigten Personen und dem Beachvolleyball. Die Sportwiese liegt optimal am ursprünglichen Ort, ist jedoch – zu sehr – verkleinert.

    Das Stadion ist als Einrangstadion konzipiert. Der ovale Stadionkörper gliedert sich logisch in drei geschichtete Ringe: eine erdgeschossige Eingangsebene mit partieller – bodenbürtiger! – Fassadenbegrünung, einen mittleren Ring, der die intelligent geführten Rampen integriert und architektonisch thematisiert, und einen oberen Ring, der durch die Farbgebung und Transluzenz an den Bestandsbau erinnert. Den obersten Abschluss bildet der Skywalk, von dem aus die Zuschauerplätze nach unten hin – weitgehend gleichberechtigt – zu erschließen sind. In seiner Haltung ist das Gebäude zwar zurückhaltend und angemessen, entwickelt jedoch eine hohe identitätsstiftende Kraft, gerade weil die auf Inklusion und Historie Bezug nehmenden architektonischen Elemente nicht additiver, sondern integrativer Bestandteil der Konzeption sind. Ob es der Einbeziehung der – zu versetzenden – Flutlichtmasten bedarf, wird kontrovers diskutiert. Gut wäre, wenn sich die Chance ergäbe, die beiden vorhandenen östlichen Masten am Standort zu halten. Das Stadionoval ist mit seinem Fußabdruck überdimensioniert und weist zu viele Sitzplätze (ca. 25.000) auf; folglich ist auch der Infieldbereich und sind damit die Abstände von den Zuschauer:innen auf das Spielfeld zu groß. Das gibt andererseits Luft für eventuelle Optimierungen.
    Das Thema Inklusion ist nicht nur integrativer und selbstverständlicher Bestandteil und Gestaltungsmittel. Es ist auch funktional bewältigt. So ermöglichen die Rampen ohne technische Hilfsmittel alle Segmente des Stadions auch für Rollstuhlplätze mit Begleitung auf drei Ebenen über die vorgesehenen Mundlöcher zu erreichen. Das zusätzliche Angebot an Treppen und Aufzügen erhöht den Komfort. Servicepoints sind ausreichend angeboten und ebenfalls gut und gleichberechtigt erreichbar. Schön wäre, zusätzlich Inklusionsboxen anzubieten. Die Rampen sind allerdings auf ihr Steigungsverhältnis zu prüfen (6 %-); auch fehlen noch, z. T. maßstabsgeschuldet, spezifische Aussagen, wie z. B. zur taktilen Wegeführung.

    Funktional sind aus sportfachlicher Sicht die Anforderungen im Wesentlichen erfüllt. Die Sichtachsen funktionieren, nicht aber die bereits erwähnten Abstände, insbesondere für sehbeeinträchtigte Zuschauer:innen.

    Der Tunnel auf Bodenniveau ermöglicht nicht nur eine umlaufende zusätzliche Erschließung, sondern kann auch als Fluchttunnel dienen, der direkt von der parallel verlaufenden Feuerwehrumfahrt erreichbar ist.
    Als Konstruktion vorgesehen ist eine Stahlbetonkonstruktion ergänzt um Kragarme aus Brettschichtholz; Dimensionierung und Anforderungen an den konstruktiven Brandschutz scheinen realistisch und auch die Stückgrößen weisen transportfähige Dimensionen auf. Die vorgeschlagene abgehängte Verglasung erscheint aufwändig und sofern gebogen kaum realistisch. Die Rampen „schweben“ – dies ist zu begrüßen, bedarf jedoch der konstruktiven Absicherung, um die Leichtigkeit der Anmutung auch in der Realität einzulösen.
    Die Arbeit setzt sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit und in diesem Zusammenhang auch mit der Wiederverwendung der Bestandsmaterialien auseinander. Sie ist auch unter wirtschaftlichen Aspekt realisierbar und, da noch überdimensioniert, optimierbar.

    Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag dieser komplexen Aufgabe dar. Sie hat das Potenzial zum gewünschten „Leuchtturmprojekt“ zu avancieren, nicht zuletzt, weil die Inklusion integrativer Bestandteil der Gebäudekonzeption ist und sich auch die Reminiszenz an die Vergangenheit in der Fassade findet. Dabei ist das Rot des oberen Rings von besonderer Bedeutung: Es muss die Strahlkraft haben, die die Ansichten allseits versprechen, darf aber zu besonderen Aussagezwecken durch andere Farben überlagert werden.[/su_spoiler]

Beitrag 2001 Plan 1

Beitrag 2001 Plan 2

Beitrag 2001 Plan 3

Beitrag 2001 Plan 4

2. Phase: 2001 – 1. Preis

O + M Architekten GmbH BDA, Dresden
Verfasser:in: Carsten Otto, Christian Müller
Mitarbeiter:in: Gerd-Martin Dahlweid, Georg Luhn, Jette Günzel, Birgit Lichner, Marlen Schreiter

LOR Landschaftsarchitekten Otto + Richter PartGmbB, Dresden
Verfasser:in: Sabine Otto, Manja Richter
Mitarbeiter:in: Ralph Witte

Tragwerk: ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH, Dortmund

TGA: DBS Ingenieure GmbH, Mühlheim an der Ruhr

 

Vollbildgalerie (Link)

Audio zur Beschreibung des Entwurfes

 

Erläuterungstext der Verfasser:innen

Städtebau

Eine großzügige Plazafläche bildet als große Geste die räumliche und atmosphärische Mitte für den neuen Inklusionssportpark mit Stadion. In Ihrer Offenheit und Vielseitigkeit steht sie für uneingeschränkte Teilhabe und einen barrierefreien Zugang zum Sport(park) für ALLE. Die Endpunkte der Plaza verankern das gesamte Areal im Stadtraum an den Stellen der übergeordneten stadträumlichen Zuwegungen und schaffen die Adressbildung für den gesamten Inklusionssportpark. Die wesentlichen Elemente und Funktionen des Sportparks wie das Begegnungszentrum, das Multifunktionsgebäude sowie die zentrale Sportspange sind ebenso wie das große Stadion mit ihren Haupteingängen direkt an die Plaza angebunden.  Die Plaza ist der zentrale Ort im Gesamtareal. Sie gibt Besuchern und Nutzern Orientierung und wird wegen ihrer Großzügigkeit, ihrer ausdrucksstarken Gestaltung und ihrem vielfältigen Nutzungsangebot selbst zu einem neuen identitätsstiftenden Element.

Eine zentrale Sportspange verbindet den Eingang von der Cantianstraße mit der Mitte der Plaza. Sie stellt das räumliche Zentrum des eigentlichen Sportparks dar. Hier ist die größte Aktivitätsdichte der verschiedenen Sportnutzungen, von hier aus werden alle Sportangebote und Nebenfunktionen auf kurzem Weg erreicht.

Stadion, Multifunktionshalle und Begegnungszentrum betonen durch ihre Stellung den Schnittpunkt zwischen Plaza und Sportspange. Die Gebäude staffeln sich dabei auch höhentechnisch, so dass der Skywalk als oberer Abschluss des Stadions über allem schwebt. Das schlank gehaltene Begegnungszentrum bildet den baulichen Höhepunkt und markiert das Zentrum des gesamten Areals, den Schnittpunkt von Plaza und Sportspange.

Inklusion und Barrierefreiheit

Das Konzept zur Inklusion und Barrierefreiheit beginnt im Städtebau und wird über alle planerischen Ebenen, in der Freiraumplanung, in Architektur und Hochbau, dem Nutzungs- und Erschließungskonzept bis hin zum Material- und Farbkonzept fortgeführt. Auf der städtebaulichen Ebene werden durch die Idee der Plaza und der zentralen Sportspange Räume geschaffen, die allen Menschen offen stehen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft, sexueller Orientierung, Religionszugehörigkeit, eventueller Behinderung oder anderen individuellen Merkmalen.

Die Idee der Plaza als RAUM FÜR ALLE lebt genau von dieser Inklusion. Ein großzügiger Raum, der durch das gesamte Areal führt, eine Platzfläche, die bespielt werden kann, die Angebote macht, die zum gemeinsamen Erleben einlädt, wo Individualität in Gemeinschaft möglich ist. Hier darf und hier soll Diversität sichtbar sein. Neben der ganzheitlichen Erlebnis- und Aktionsfläche der Plaza gibt es hier individuelle Aktivitätsangebote, die auf verschiedenartige Bedürfnisse zugeschnitten sind, wie z.B. Spezialtrampoline für Rollstuhlfahrer.

In der zentralen Sportspange werden insbesondere auch die Angebote für Menschen mit Behinderungen, wie das Blindenfußballfeld oder die Laufbahn mit auditivem Leitsystem in das Zentrum des Sportparks eingebettet. Auf der Ebene des Freiraums sind alle Bereiche ebenerdig bzw. über flach geneigte Rampen erschlossen und generell über diese gemeinsamen Wege verknüpft und werden von audio-visuell-taktilen Leitsystemen unterstützt.  

Der gesamte Sportpark und das Stadion sind so geordnet, dass durch zentrale Erschließungszonen (Plaza, zentrale Sportspange) eine leichte Orientierung gegeben ist. Für alle Sportanlagen stehen generell ebenerdig angeordnete Sportflächen zur Verfügung, zusätzlich zu solchen, die auf Dachflächen angeordnet sind. Unabhängig davon sind auch die Sportfunktionen auf den Dachflächen über Aufzüge erreichbar.

Hochbauliche Anlagen, Gebäude und das große Stadion sind so konzipiert, dass die uneingeschränkte Nutzbarkeit aller Bereiche ohne fremde Hilfe möglich ist. Die Multifunktionshalle wird in den beiden Ebenen Erdgeschoss (Hallenebene, Sanitärbereich Outdoor) und 1. Obergeschoss (Tribünenebene, Kraft, Physio etc.) über eine flach geneigte barrierefreie Rampe erschlossen.

Im großen Stadion werden die Rampen, die zur barrierefreien Erschließung der Ebenen genutzt werden zum architektonischen Leitmotiv. Sie schmiegen sich von der Plazaebene zur Mauerebene (Wallpromenade) an das Stadion um dann von hier auf die Skywalkebene zu führen. Die Rampen sind dabei so konzipiert, dass sie die eigentliche Haupterschließung für alle Menschen darstellen und einen natürlichen und hindernisfreien Bewegungsfluss für alle ermöglichen.

Das große Stadion ist als Ein-Rang-Stadion konzipiert. Eine durchgehende Tribüne ohne Unterteilung in oben und unten umschließt das Infield. Dadurch wird eine unvergleichliche Atmosphäre geschaffen, die alle Tribünenbereiche zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis für alle Zuschauenden vereint. Dabei sind in jedem Tribünenbereich Plätze für Menschen mit unterschiedlichen Körpereigenschaften vorgesehen. Plätze für Rollstuhlnutzer:innen sind barrierefrei in allen Ebenen und in jedem Sektor verteilt.

Teilbereich 1 – Stadion

Das Stadion ist als weithin sichtbares und identitätsstiftendes Symbol für Sport und Inklusion angelegt. Das Stadion besteht aus dem Funktionsgebäude und den umlaufenden Tribünen. Herzstück ist die Anordnung der Sitzplätze in einer alle umfassenden und vereinenden Einrang-Tribüne als Sinnbild für die Inklusion aller im gemeinsamen Stadionrund.

Über mehrere Erschließungsringe wird das Stadion komplett technikfrei barrierefrei erschlossen. Über Rampenringe im Freiraum erfolgt die äußere Erschließung mit direktem Zugang ins Stadioninnere. Ein unterer Erschließungsring auf Infieldebene ist von der Plaza erschlossen, ein mittlerer Ring auf der Ebene der Dammkrone (Wallpromenade) erschließt sich über Freiraum und Tribünengebäude. Von dort ist über Rampen ein oberer Erschließungsring angebunden, der sich als schwebender umlaufender Skywalk über der Landschaft erhebt und dem Stadion die markante Gestalt verleiht.

Der Skywalk dient zur Erschließung aller Tribünenbereiche von oben. Er ist außerdem ein Angebot an die Nutzer:innen und Besucher:innen des Sportparks. Hier sind wettergeschützte Laufbahnen angeordnet, die das Sportangebot erweitern. Eine Skybar mit einem grandiosen Ausblick wird nicht nur zu Veranstaltungen ein interessanter Anlaufpunkt sein.

Das eigentliche Stadiongebäude ist in das Stadion-Oval integriert. Es befindet sich zwischen Plaza und Infield. Der Haupteingang zum Stadiongebäude liegt auf der Plazaebene auf Infieldniveau. Von hieraus können die verschiedenen Nutzer:innengruppen das Stadiongebäude betreten. Der Haupteingang zum Foyer erfolgt zentral. Seitlich davon sind Kioske so angeordnet, dass diese sich sowohl zum Foyer als auch zur Plaza hin orientieren. Die Zugänge der Sportler:innnen sind davon getrennt dezentral angeordnet. Die Umkleidebereiche liegen auf der Infieldseite, von wo aus der Zugang über die Mixedzone zum Infield erfolgt. Ebenfalls von der Plaza aus zugänglich und am Schnittpunkt zu den Tribünen und zur Infieldzufahrt liegen die Polizeifunktionsräume. Die weiteren Funktionsräume wie die Werkstätten und Lagerbereiche befinden sich an den seitlichen Übergangsbereichen zu den Tribünenplätzen jeweils mit kurzen Wegen zum Infield. Kioske und Sanitärbereiche sind auf dieser Ebene umlaufend jeweils hinter den Tribünen angeordnet, so dass diese in jedem Sektor auf kurzem Weg erreichbar sind.

Das 1. Obergeschoss des Stadiongebäudes befindet sich auf der Wallebene. Es wird über Treppenhäuser aus dem Erdgeschoss erschlossen. Mittig im 1. Obergeschoss befindet sich der gesamte Hospitalitybereich mit Sichtbeziehung zum Infield. Seitlich davon sind jeweils unabhängig erschlossen die Bereiche für die Verwaltung und die Presse. Umschlossen werden die Funktionen von der umlaufenden Wallpromenade, die als aufgeweitete Balkonfläche eine weitere Zugangsoption zur Hospitalityzone darstellt. Kioske und Sanitärbereiche sind auch auf dieser Ebene für kurze Wege in jedem Sektor umlaufend gleichmäßig angeordnet.

In allen Ebenen des Stadions sind barrierefreie Zugänge absolut gleichmäßig verteilt und mit unmittelbar anschließenden barrierefreien Plätzen ausgestattet. Das Stadion verfügt über insgesamt ca. 20.260 Zuschauer:innenplätze mit 435 Rollstuhlplätzen.

Das Haupt- und Funktionsgebäude sowie die Tribünen werden grundsätzlich in die vorhandene Wallanlage implementiert. Der Geländeabtrag zur Anpassung an die Geometrie der geplanten Tribünen wird auf ein Minimum beschränkt.

Teilbereich 2 – Sportpark

Der Sportpark wird gegliedert und erschlossen über die neu angelegte zentrale Sportspange, die sich zwischen Cantianstraße und Plaza erstreckt.

Die Freiraum- und Hochbaunutzungen sind mit dem Ziel hoher Flächeneffizienz, des Erhalts der Bestandsanlagen und des Großgrüns und insgesamt kurzer und logischer Wegeverbindungen angeordnet. Das Begegnungszentrum und die Multifunktionshalle sind in zentraler Lage an die Plaza angebunden. Die fußläufige Erschließung erfolgt über die Plaza, die PKW- Erschließung ist auf kurzem Weg zur TG von der Zufahrt Topsstraße geplant. Der zusätzliche Eingang von der östlich angrenzenden Cantianstraße ist als Ergänzung der Sportparkerschließung vorgesehen. Die Dächer der Multifunktionshalle und der Tennishalle sind teilweise mit Sportnutzungen belegt.

Die Lage der Multifunktionshalle am Schnittpunkt zwischen Plaza und Sportspange ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Nutzung bei gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen durch entsprechende Zonierung und getrennte Zuwegung auch unabhängig vom Stadionspielbetrieb.

Ideenteil

Die Plaza lädt ein in den Sportpark. Dazu wird der Plazateppich von der Gaudystraße bis zur Eberswalder Straße „ausgerollt“. Zusätzlich markieren die in die Sichtachsen der Straßen umgesetzten Flutlichtmasten die Eingänge in den Sportpark weithin sichtbar.

Freiraum

Die Plaza ist wie der gesamte Park ein FREIRAUM FÜR ALLE. Ein fließendes, leichtfüßiges Belagsmuster unterstreicht die Funktion der Plaza als Bewegungs- und Begegnungsort und verleiht ihr eine großzügige lebendige Einmaligkeit. Sie vereint diverse Angebote für Begegnung und Aufenthalt mit den funktionalen Erfordernissen als Haupterschließungsachse inmitten des Sportparks. Die Plaza wird belebt durch grüne Baum- und Pflanz-Bubbles, mit Fitness- und Sitz-Bubbles, sowie Fahrradabstell-Bubbles.

Im Sportpark hat die Erhaltung des Baumbestandes bei der Platzierung der Sportangebote höchste Priorität. Der Platanenhain bleibt komplett erhalten und die neuen Sport- und Fitnessangebote fügen sich behutsam ein. Auch die Sportwiese wird als wichtiges freies Sport- und Aufenthaltsangebot in großen Teilen erhalten. Die Bäume im Stadionumfeld bleiben größtenteils erhalten und werden zusätzlich durch Neupflanzungen ergänzt. Die Versiegelung der Flächen kann durch die Verwendung von Klima-Pflaster auf der Plaza in Hinblick auf Regenabfluss und Erwärmung deutlich reduziert werden.

Erhalt identitätsstiftender Elemente

Die rote Farbe des alten Tribünengebäudes lebt weiter im Skywalk des neuen Stadions, welcher weithin sichtbar zum neuen identitätsstiftenden Symbol für den Ort wird. An den beiden Zugängen der Plaza sollen jeweils zwei der historischen Lichtpylone den Auftakt zum Sportpark stadträumlich und weithin sichtbar markieren.

Regenwassermanagement 

Das anfallende Regenwasser verbleibt auf dem Grundstück. Es wird oberflächig in angrenzende Grünflächen, Pflanzungen und zum Baumbestand geführt. Baumneupflanzungen können durch Baumrigolen zusätzlich Regenwasser zugeführt werden. Der neue Bodenbelag der Plaza ist wasserdurchlässig und wasseraufnahmefähig, wodurch sich der Abfluss von Regenwasser deutlich verringert. Zusätzlich dienen Rigolen entlang der Plaza der Versickerung von Regenwasser. Zum schadfreien Rückhalt von Starkregenereignissen ist der temporäre Einstau von Regenwasser auf einzelnen Sport- oder Grünflächen möglich. Auf den Dächern des Stadions und des Begegnungszentrums entstehen Biodiversitätsgründächer mit Retentionsvolumen für das Regenwasser. Beim Stadion ist dies statisch möglich, weil die Lastabtragung über die darunterliegenden Doppelstützen auf direktem Weg erfolgt.

Materialität, Nachhaltigkeit, Erneuerbarkeit

Eine Wiederverwendung von Materialien aus dem Rückbau des alten Funktionsgebäudes im Sinne von craddle-to-craddle ist aus Nachhaltigkeitsaspekten und als identitätsstiftende Wiederverwendung von Materialien durch Wiedereinbau in den Hochbauten des östlichen Sportparks geplant. Insbesondere Materialien der Dach- und Fassadenbauteile, wie z.B. die Aluminiumpfosten in der Fassade, sollen diesbezüglich eine Wiederverwendung im Neubau des Begegnungszentrums finden, da dieses durch die architektonische Schichtung der Geschosse thematisch und gestalterisch für den Wiedereinbau besonders geeignet ist.

Das neue Stadion soll als Holz-Beton-Hybridbau errichtet werden, das Tribünenrund als Fertigteil-Stahlbetonkonstruktion. Alle Betonbauteile werden aus CO2-reduziertem Eco-Beton errichtet. Das Stadiondach wird von einem Kranz aus massiven Holzbindern umrahmt, die ein Dach aus vorgefertigten großformatigen Holzelementen tragen. Der auskragende Skywalk wird außen an das Dachtragwerk über Zugseile angehängt. Die Neubauten werden ebenfalls im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nach dem Craddle-to-craddle-Prinzip konzipiert. Alle Materialien werden dabei konstruktiv so eingesetzt, dass sie trennbar verbunden sind, so dass sie im Falle eines zukünftigen Rückbaus leicht getrennt und einer neuen Nutzung zugeführt werden können.

Flächige Photovoltaikelemente auf dem auskragenden Tribünendach dienen der Gewinnung erneuerbarer Energie. Auf dem Flachdachkranz des Skywalks wird ein Biodiversitätsdach mit Regenwasserretention vorgesehen. Die hier anfallenden Lasten werden auf kurzem Weg in das Doppelstützensystem abgetragen.

Alle Gebäude erhalten eine intensive Dach- und Fassadenbegrünung. Beim Stadion kommen im gesamten Erdgeschoss in weiten Teilen begrünte Fassadenelemente als „green walls“ vor gedämmter, massiver Außenwand zum Einsatz, die als ökologische Fassadenlösung die gestalterische Fortführung der seitlichen grünen Wallanlage darstellen.

Konstruktion und Tragwerksplanung

Der Neubau des Stadions besteht aus dem Haupt- und Funktionsgebäude sowie daran angrenzend in ovaler Form dem Kalttribünenbereich. Bei dem Stadion handelt es sich, bis auf die Tribünenüberdachung, grundsätzlich um ein in Massivbauweise hergestelltes Bauvorhaben. Das Stadion teilt sich statisch gesehen in oben genannte zwei Bereiche auf. Der Kalttribünenbereich wird überwiegend als Rahmenkonstruktion aus Stahlbetonfertigteilen erstellt. Dadurch wird sichergestellt, dass die dynamischen Beanspruchungen eines Stadions sicher aufgenommen werden. Um die notwendigen Frequenzbereiche für die geplanten multifunktionalen Nutzungen zu gewährleisten, ist auch das Hauptgebäude in Stahlbetonbauweise konzipiert. Die Nachhaltigkeit wird durch Einsatz eines Eco-Betones erreicht. Hier werden die Portlandzemente CEM I oder CEM II durch Komposit Zemente CEM VI (ggf. auch CEMIII) ersetzt. Dadurch wird eine CO2-Reduktion von ca. 35-45 %. gegenüber einer herkömmlichen Betonrezeptur ermöglicht.

Die Tribünenüberdachung ist als reine Holzkonstruktion vorgesehen; bestehend aus massiven Leimholzbindern, die auf einer Doppelstützenachse aufliegen und mit einer Dachhaut aus vorgefertigten Holzelementen.

Wirtschaftlichkeit

Das vorgeschlagene Stadiondachtragwerk stellt konstruktiv eine sehr kostengünstige und wirtschaftliche Konstruktion dar und erlaubt durch die abschnittsweise und segmentierte Bauweise in besonderer Art und Weise den Umbau des Stadions bei laufendem Spielbetrieb. Demgegenüber sind Stadiondächer mit Zugringkonstruktionen deutlich aufwendiger herzustellen und erlauben beim Bau keinen laufenden Spielbetrieb.

Durch Integration des Stadions in die vorhandene Topografie und das alte Stadionrund wird ein wirtschaftlicher und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und baulichen Gegebenheiten verwirklicht.

Brandschutz 

Aufgrund der Stadionkapazität von 20.000 Zuschauern fällt das Stadion in den Geltungsbereich der Versammlungsstättenverordnung und wird anhand dieser bewertet. Die tragenden und aussteifenden Bauteile sind aus Stahlbeton geplant und erfüllen die gestellten feuerbeständigen Anforderungen. Aufgrund der offenen Gestaltung und dem damit verbundenen, schnellen Abzug von Rauch und Wärme können die Dachbinder und die Dachebene aus Holz hergestellt werden. Für das Stadion werden eine Feuerwehrumfahrt und eine Feuerwehrzufahrt ins Stadioninnere vorgesehen. Aus der Mittelebene stehen ebenerdige Rettungswege direkt ins Freie zur Verfügung. In der unteren Ebene und der Skywalkebene werden die Rettungswege über Rampen und Treppen geführt, außer im ebenerdigen Hauptzugangsbereich des Stadions. Die Rettungswege sind für die Zuschauer aus den einzelnen Einzugsbereichen ausreichend breit gestaltet.

Die maximalen, horizontalen Rettungsweglängen von den Besucherplätzen aus übersteigen aufgrund der Rampenneigungen und der daraus resultierenden Länge die 50 m. Unter Anwendung von Ingenieurmethoden des Brandschutzes in Kombination mit der offenen Gestaltung und der damit verbundenen Rauchfreihaltung der Rettungswege können die geplanten Rettungsweglängen wie geplant realisiert werden.  Für den gegenüberliegenden Sportpark wird eine Feuerwehrzufahrt zur besseren Erreichbarkeit für die Feuerwehr geplant.

Haustechnik- und Energiekonzept 

Bei den Gewerken der technischen Gebäudeausrüstung wird der Einsatz von Energie möglichst reduziert, um einen nachhaltigen und wirtschaftlichen Betrieb des Stadions zu gewährleisten.

Heizungstechnik: Die Wärmeerzeugung findet für die statische Heizung und Warmwasserbereitung mittels BHKW-Modulen statt. Somit wird Strom zum Eigenverbrauch erzeugt. Sollten Bereiche mit Flächenheizungen ausgestattet werden, können diese über Luftwärmepumpen versorgt werden. Die Wärme für die Lüftungsanlagen wird überwiegend an Eventtagen benötigt, weshalb diese mit eigenen Wärmepumpen (Direktverflüssiger) ausgestattet sind.

Lüftungstechnik: Der Neubau wird, wo möglich über natürliche Fensterlüftung mit Frischluft versorgt. Die notwendigen mechanisch zu lüftenden Flächen werden mit einem minimal notwendigen hygienischen Außenluftwechsel be- und entlüftet. Die RLT-Anlagen können in den Nachtstunden zur natürlichen Kühlung benutzt werden. Zur Minimierung des Energiebedarfes für die Außenluftaufbereitung werden die RLT-Geräte mit einer Wärmerückgewinnung (WRG-Wirkungsgrad min. 80%) ausgestattet. Sämtliche Lüftungsanlagen werden über Wärmepumpen betrieben. (Direktverflüssiger)

Sanitärtechnik:  Kaltwasser wird so weit wie möglich ohne Druckerhöhungsanlage (DEA) im Gebäude verteilt. Effiziente Sanitärtechnik mit Wassersparfunktionen (wasserlose Urinale u.ä.) kommt zum Einsatz. Regenwasser wird gemäß Regenwassernutzungskonzept verwendet.

Starkstromanlagen: Zur Reduzierung der Betriebszeiten der Allgemeinbeleuchtung kommen in öffentlichen Bereichen, Verkehrswegen und WC´ s Bewegungsmelder für die Beleuchtungssteuerung zum Einsatz. Büros und Umkleideräume werden mit Präsenzmeldern für die Beleuchtungsteuerung ausgerüstet. Bei allen verwendeten LED-Leuchten wird auf höchste Energieeffizienz geachtet.

 


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