Beitrag 2009

Beitrag 2009 Plan 1

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2. Phase: 2009 – 2. Rundgang

Kim Nalleweg Architekten PartGmbB, Berlin
Verfasser:in: Kyung-Ae Kim, Max Nalleweg
Mitarbeiter:in: Tiziano Aramburo, Simon Bohnet, Viviane Grant, Tornike Kublashvili, Clara Kühn, Toja Prigge, Lukas Schlüter, Justus Smolnik, Johann Wilms

Studio RW Landschaftsarchitektur, Berlin
Verfasser:in: Heiko Ruddigkeit, Stefan Wiebersinsky
Mitarbeiter:in: Andreas Arauz

Tragwerk: Werner Sobek AG, Stuttgart

TGA: Ingenieurbüro Hausladen, München

 

Vollbildgalerie (Link)

Audio zur Beschreibung des Entwurfes

Erläuterungstext der Verfasser:innen

IDEE

Die Planung für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ist ein Leuchtturmprojekt als Inklusionssportpark des 21. Jahrhundert. Transparenz, Offenheit und Teilhabe stehen in der Gestaltung des Parks und Stadions an erster Stelle. Maßgebend ist die Idee, der Stadt ein Maximum an Grünraum und ein Minimum an überbauter Fläche zu geben. Die große, funktionsoffene Wiese wird vom Rand ins Zentrum des Parks gestellt. Dieser soll nicht reiner Sportpark, sondern ein Hybrid aus Sport-, Begegnungs- und Freiraum sein. Dabei sind alle Bestandteile vom Sportzentrum zum Spielfeld Teil einer offenen Raumstruktur. Das Stadion reiht sich in diese Logik ein.

Es ist somit ein offener Raum im Park und keine geschlossene Arena. Der Charakter des Parks wird aufgegriffen und weiterentwickelt. Der neue Inklusionssportpark vereint unterschiedliche Qualitäten von Sportflächen, Aufenthaltsbereichen und naturnah gestalteten Vegetationsflächen zu einem ökologisch vielfältigen und öffentlichen Parkensemble. Das neue Flächenlayout verortet alle gewünschten Sportflächen ebenerdig und barrierefrei und bietet zusätzlich großzügige Grün- und Freiflächen für ein niedrigschwelliges Sport- und Erholungsangebot. Neugestaltete, gut sichtbare Eingangssituationen öffnen den Park nach außen und verankern ihn mit dem umliegenden, öffentlichen Freiraumsystem. Die Gestaltung der Zugänge orientiert sich an den jeweiligen Bestandssituationen und entwickelt daraus drei spezifische Adressen für den Sportpark: Der Hauptzugang im Süden wird räumlich durch Stadion und Sportzentrum gefasst.

Eine Platzfläche mit baumbestandenen Pflanzinseln und Sitzgelegenheiten bildet den sichtbaren Auftakt in den Sportpark und fasst zugleich die Eingangsbereiche von Stadion und Sportzentrum zusammen. Gleichzeitig werden durch die Neugestaltung des Eingangsplatzes und der Neuordnung der Stellplatzanlage der Grünstreifen entlang der Topsstraße qualifiziert und zu einem attraktiven Parkband weiterentwickelt. Der Platanenhain wird erhalten und durch ergänzende Neupflanzungen bis an die Cantianstraße herangeführt. Die Parkterrasse (0.7m über Straßenniveau) mit den beiden flankierenden Eingängen, bildet eine klare Adresse und markiert einen parkartigen Auftakt.

Im Norden dient die bestehende Gehwegaufweitung als kleiner Eingangsplatz. Von hier aus führen zwei voneinander getrennte Wege in den Park sowie zur Max-Schmeling-Halle. Der begleitende Biodiversitätsstreifen ist geprägt durch eine Vegetation aus insektenfreundlichen Gehölz- und Staudenarten, Obstgehölze sowie Großgehölze. Die PKW-Sammelstellplätze sind an den Eingängen angeordnet und ermöglichen den autofreien Sportpark. Zu Fuß und Rad werden die Besuchenden von den Eingängen über naturnah gestaltete Vegetationsbänder in den Park geleitet. Um weiterhin genügend funktional unbestimmte Flächen gewährleisten zu können werden mehrere Angebote in einem Sportzentrum kondensiert. Dadurch kann nebenan eine grüne Mitte geschaffen werden, die Dreh- und Angelpunkt des überarbeiteten Geländes wird. Das Sportzentrum öffnet sich mit einem Eingang und Foyer zu den sportlichen Funktionen zur Stadt nach Süden und bietet im Norden ein Begegnungszentrum mit verschiedenen Funktionen, die das grüne Herz im Freiraum durch überdachte Räume ergänzen.

Baukörpergestaltung und Baumassengliederung

Das Stadion integriert sich in dieses Freiraumsystem. Ein schwebender Ring als filigranes Dach markiert die Sportstätte am bestehenden Hochpunkt des Parks, während sich die Tribünen in die vorhandene Topografie einfügen. Es wird über mehrere Zugänge erschlossen: Im Südwesten erreichen die Fans der Auswärtsmannschafen ihre Ränge, während die zwei Eingänge im Osten für die Heimmannschaften fungieren.

Adressbildung und äußere Erschließung

Der Stadionbau lehnt sich an den Höhenverlauf des vorhandenen, erhöhten Mauerstreifens an: Im Westen ist der bestehende Erdwall höher als im Osten; dieser Logik folgen sowohl die Ränge als auch der dadurch barrierefrei zugängliche Erschließungsring und schlussendlich auch das Dach, welches sich folglich nach Osten hin nach unten neigt. Um eine einwandfreie Barrierefreiheit zu gewährleisten, zur Stärkung der Qualität aller anliegenden Freiräume und um gleichzeitig die gewünschte Zuschauendenzahl erreichen zu können, wurde das Stadion in den Boden gesenkt. Durch eine leichte Drehung entsteht im Herzen des Parks bzw. im Nordosten des Stadions ein zentraler Freiraum, zudem wird zusätzliche Freiraumqualität an der Schnittstelle zwischen Sport-und Mauerpark im Westen des Stadions erreicht.

Erfüllung des Bedarfsprogramms – Raumzuschnitte, Belichtung, Belüftung

Die Funktionsräume wie Umkleiden, Medien, VIP-Bereich, Verwaltung, Werkstätten, Polizeiwache und Erste Hilfe-Räume sind auf der Westseite in der unterirdischen Haupttribüne angeordnet. Lager-, Technikflächen, sowie Sanitärräume und andere dienende Räume sind funktionsbezogen auf alle vier Sektoren aufgeteilt. Alle Räume sind hochfunktional durch kurze Wege verbunden und erlauben einen effizienten Stadionbetrieb. Abgänge in die Untergeschosse und Kioske sind in pavillionartigen, gleichmäßig unter dem Dach verteilten Gebäuden untergebracht. Die Anlieferung erfolgt von Süden von der Topsstraße aus. Die Zufahrt für Busse ist kreuzungsfrei möglich. Des Weiteren werden für die VIP-Bereiche und Sportler*innen auf Spielfeldebene 28 Stellplätze bereitgestellt. Von hier erfolgt der barrierefreie Zugang zum Tribünengebäude und Spielfeld. Alle Räume, die Tageslicht und eine direkte Blickbeziehung zum Spielfeld benötigen, sind im Untergeschoss 1 mit der Fassade zum Spielfeld angeordnet.

Nachhaltigkeit und ressourcenschonender Umgang mit dem baulichen 
Bestand und der Topographie

Der bauliche Bestand ist seit geraumer Weile in einem sehr schlechten Zustand und für eine sinnhafte, inklusive Umstrukturierung leider nicht mehr geeignet. Hinzu kommt, dass das gesamte Areal mehrheitlich stark belasteten Böden in der Kategorie Z2+ und belasteter aufweist. Unser Vorschlag das bestehende, vergiftete Gelände zugunsten eines maximal inklusiven Stadions in Teilen neu zu modellieren, verstehen wir auch als Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Inklusion und Barrierefreiheit

Die Erschließung des Stadions und aller Tribünen erfolgt über einen der Topografie folgenden, geneigten Ring. Damit es für alle Zuschauenden möglich ist, in allen oberen Bereichen der umlaufenden Tribüne Platz zu nehmen, wird bei dieser großen Rampe eine Steigung von 4% nicht überschritten. Ein taktiles und graphisch-visuelles Leitsystem für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen wird umfassend in die Erschließungsbereiche des Stadions integriert.

Konstruktion und Materialität des Stadions

Das Stadion ist konstruktiv zweigeteilt: ein massiver Tribünen-Sockel wird ergänzt durch eine filigrane Stahlkonstruktion, die sich als schützendes Dach über die Tribünen legt. Unter den Tribünen sind, dem Vorbild antiker Stadien folgend, die dienenden Funktionen in das bestehende Gelände integriert.

Die Untersicht des Daches am äußeren Rand und die spielerisch angeordneten, abgerundeten Kleinstbauwerke sind mit diffus polierten Aluminium-Paneelen verkleidet. Diese spiegeln schemenhaft Umgebung, Sportpark und Besuchende in sich permanent ändernden Licht- und Umgebungsverhältnissen. Die Erschließungswege sind mit dunklem Gussasphalt belegt und die Tribünenbereiche bestehen aus dunkel gefärbten Betonfertigteilen. Geländer, Zäune und Handläufe sind durchweg aus farbig beschichtetem Stahl.

Tragwerk und Konstruktion

Für das Dachtragwerk des Jahnsportstadiums wird eine leichte und äußerst wirtschaftliche Fachwerkkonstruktion aus Stahl gewählt. Die Hauptträger kragen von den Stützen in Richtung Spielfeld bei einer Höhe von 3,20 m maximal 28 m aus. Ein Gegenkragarm in Richtung äußerem Rand des Daches von maximal 8 m Länge entlastet dabei den Hauptträger. Die erforderliche Einspannung am Stützenfuß wird durch die Hauptstütze sowie ein leicht gegen die Vertikale geneigtes Zugband im Bereich des Gegenkragarms erzielt. Um die Kraft im Zugband und somit auch das Einspannmoment zu reduzieren, wird der Gegenkragarm zusätzlich mit einer umlaufenden Platte aus RC-Beton ähnlich der Funktionsweise eines konventionellen Krans beschwert. Diese Platte ergänzt in diesem Bereich auch gleichzeitig die erforderliche Dachhaut. Das Erscheinungsbild des Daches besticht durch seine klare und schnörkellose Linienführung. Diese wird zum einen darin unterstützt, dass Stütze und Zugband zu einem Profil zusammengefasst werden. Zum anderen werden sowohl Kragarm als auch Gegenkragarm zu den Rändern hin gevoutet ausgeführt, womit zusätzlich die Leichtigkeit des Gesamtdaches hervorgehoben wird. Somit werden auch beträchtliche Stahlmassen eingespart, welche zusammen mit einer statischen Bemessung, die die tatsächlich aufnehmbaren und akzeptablen Verformungen zulässt, zu einer sehr wirtschaftlichen und CO2-armen Bauweise führen. Die erste Nebenträgerlage besteht ebenfalls aus Fachwerkträgern und sind in einem Abstand von 5 bis 6 Metern zueinander angeordnet. An diesen kann die Konstruktion der Dachhaut unter und oberseitig problemlos montiert werden. Da das Dach im Grundriss unterschiedliche Gesamtbreiten aufweist, werden auch die Hauptkragträger in unterschiedlichen Längen ausgeführt. Die statische Höhe der Fachwerkträger variiert dabei zw. den o.g. 3,20 m und der minimalen Höhe von 2,20 m. Besonderes Augenmerk wird auch auf die üblicherweise kostenintensive Gründung gelegt. Um das Einspannmoment, resultierend aus den Lasten der Stütze und des Zugbands, nicht aufwändig über ein Großfundament in das Erdreich abtragen zu müssen, werden die Lasten mittels eines Stahlbetonbalkens bis zum Schwerpunkt des Daches in den rechnerischen Momentennullpunkt geführt. Somit kann auch die Gründung äußerst wirtschaftlich ausgeführt werden. Die oben beschriebene Konstruktion sowie die statischen Ansätze zielen auf eine möglichst nachhaltige Bauweise ab. Als weitere Maßnahme zur Erzielung eines maximal nachhaltigen Gebäudes wird der Einsatz von Recyclingbeton für alle Betonbauteile empfohlen, welche hierfür maximal mit der Betonfestigkeitsklasse C30/37 bemessen werden. Eine produktneutrale Ausschreibung von CO2-reduziertem Beton sowie der Einsatz von Hohlkörpern für alle Flächenbauteile der Unterkonstruktion runden die Maßnahmen ab.

Licht

Für Beleuchtung des Stadions im Sportbetrieb ist eine LED-Flutlichtanlage am Dachrand des Stadions geplant. Hierbei kommt der Fluter SIRIUS von Siteco zum Einsatz. Dieser LED Fluter ist perfekt entblendet und liefert gleichzeitig 45 Prozent mehr Licht als vergleichbare Altanlagen. Hocheffiziente Silberreflektoren erzielen eine besonders präzise Lichtlenkung, spezielle Cut-Off-Varianten „schneiden“ überflüssiges Streulicht ab und lenken das Licht auf das Spielfeld statt in den Nachthimmel. Damit sind für Sportler, Zuschauer und die TV- Medien ideale Bedingungen gegeben. Durch die moderne LED Anlage kann der Energieverbrauch extrem gesenkt werden.

Eine Dachrandanlage ist die einzige Beleuchtungsvariante, die durch geringe K und GR- Werte genehmigungsfähig ist. Um eine mögliche Blendung und störende Immissionen in der Umgebung durch die Geometrie des Daches zu verhindern muss das Beleuchtungskonzept im weiteren Planungsverlauf frühzeitig und detailliert geplant werden. Eine umlaufende Traverse mit einem integrierten Blendschutz entlang des Dachrandes kann die Beleuchtungshöhe an den niedrigeren Punkten des Daches ausgleichen.

Brandschutz

Das Gelände ist innerhalb des Stadionzauns komplett und kreuzungsfrei für Rettungsfahrzeuge befahrbar. Durch zwei Toranlagen im Zaun können die Fahrzeuge von außerhalb zum Einsatz kommen. Die Einsatzkräfte für den Spielbetrieb können im unterirdischen Teil der Haupttribüne für einen potenziellen Einsatz bereitstehen und durch zwei Tore auf das Spielfeld fahren. Alle Nutzflächen des Stadions verfügen über zwei getrennte bauliche Rettungswege. Die Tribünenbereiche liegen im Freien ermöglichen zu allen Seiten eine Entfluchtung der Zuschauerplätze.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Der Beitrag baut kein Stadion als großes Haus im Stadtraum, sondern faktisch nur ein elegantes Dach über umlaufenden in die Topografie eingebetteten Tribünen. Die notwendigen Funktionen sind ideal im Untergeschoss unter der Haupttribüne angeordnet. Die Tribünenbereiche, die nicht unterkellert sind, können direkt auf das Terrain gebaut werden. Es ist keine aufwendige Fassadenkonstruktion notwendig. Es geht nur um den Sport. Die Dachkonstruktion ist imposant aber einfach aus filigranen Stahlteilen konstruiert. Große Teile der Konstruktion können vorgefertigt und vor Ort, auch zukünftig wieder trennbar, zusammengefügt werden. Alle Bauteile werden soweit möglich durch Schraub- und Steckverbindungen im Sinne des Cradle to Cradle Prinzips gefügt. Ein hoher Anteil an rezyklierten Materialien ist vorgesehen.

Der Aushub und die Entsorgung der belasteten Böden kann auf dem Gelände organisiert und über die nördliche und südliche Ausfahrt des Geländes zu Bodenwaschanlagen im Norden von Berlin erfolgen. Ein Umbau im laufenden Betrieb wäre zwar wie in dem auf den Plänen dargestellten Zeitablauf möglich, aber aufgrund des logistischen Aufwands und den hohen zusätzlichen Kosten raten wir jedoch davon ab. Die vergleichsweise hohen Kosten für Aushub und Entsorgung werden durch die einfache Tribünen- und Dachkonstruktion, sowie den Verzicht auf komplizierte oberirdische Bauwerke kompensiert und ermöglichen auf diese Weise die Errichtung des Neubaus innerhalb des Budgets.

Schallschutz

Die Grundlage für die maßgebliche Reduktion der Schallimmissionen bei Sportveranstaltungen ist die schalltechnisch dicht ausgeführt äußere Dachhülle. Die Untersicht des Daches über den Tribünen wird mit Aluminiumschaumpaneelen abgehängt. Durch beidseitig offenen Zellen werden hohe Frequenzen absorbiert. Eine rückseitige Dämmauflage wird zusätzlich vorgesehen und mindert tiefere Frequenzen. Die Geometrie des Stadiondaches und das tieferliegende Spielfeld haben ebenfalls einen positiven Effekt auf den Schallschutz.

Um der Anforderung des Wettbewerbs nach einer geschlossenen Rückwand des Tribünenbereichs vorerst gerecht zu werden, wird ein System aus umlaufend herunterfahrbaren Schallschutzvorhängen nahe des Dachrands aus speziell für den Außenbereich geeignetem, dauerhaften und nicht brennbarem Textil vorgesehen. Die Vorhänge werden wie in der Theatertechnik an einem temporären Seilsystem seitlich geführt sowie schalldicht verbunden und haben im Mittel 19-21 db. Auf diese Weise kann in den seltenen Fällen einer Überschreitung der Grenzwerte der Stadionbetrieb immissionsarm gewährleistet werden. In einem Immissionsschutzgutachten zu Planungsbeginn muss dann geprüft werden, welche Baulichen und organisatorischen Maßnahmen für die Genehmigungsfähigkeit des Stadionbetriebs wirklich notwendig sind und ob es im Notfall einer Festlegung seltener Ereignisse (Musikveranstaltungen) bedarf. Spiele vor nur 5.000 Zuschauern werden als Regelnutzung die Immissionsrichtwerte einhalten auch ohne Einsatz des Schallschutzvorhanges. Auch sind alle Spiele die spätestens 22:00 Uhr beendet sind ohne weiteres in der als Mischgebiet eingestuften umgebenden Gemengelage möglich. Leichtathletik-Meisterschaften sind problemlos möglich. Die Lärmemission solcher Veranstaltungen ist deutlich geringer als beim Fußball und das Publikum verhält sich leiser.

Energiekonzept

Überwiegend innenliegende Bereiche mit großen Sanitärflächen sowie Aufenthaltsräume mit hohen Belegungsdichten führen zu einem erhöhten Bedarf an Lüftung. Dieser wird mittels mechanischer Be- und Entlüftung als Mischluftsystem mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung in alle Räume eingebracht. Die Einbringung erfolgt über das Kanalnetz an der Decke, die Abluft wird an zentralen Stellen abgesaugt. Damit wird eine Minimierung der Installationen angestrebt. Ergänzend sind in Bereichen mit Fassadenanschluss Öffnungsflügel vorgesehen, so dass eine unterstützende Frischluftversorgung möglich ist. Zum Ausgleich verbleibender Heizlasten wird in den Aufenthaltsflächen z.B. Lounge Bereiche eine Fußbodenheizung als Niedertemperatursystem vorgeschlagen. Die Fassaden sind als effiziente transparente Flächen mit sehr guter wärmetechnischer Qualität (U-Wert<0,9 W/m²K) vorgesehen, so dass ein guter Bezug zum Spielfeld sowie eine Tageslichtversorgung möglich ist. In heißen Sommermonaten wird die Fußbodenheizung ebenso zur Grundtemperierung genutzt (Oberflächentemperatur > 21°C), um Überhitzungen entgegenwirken zu können. Die Anlagentechnik ist im UG 2 untergebracht, die Ansaugung erfolgt über die Fassaden der Außenhaut. Damit kann das Dach weitestgehend von technischen Anlagen freigehalten werden und dient maximal der solaren Energiegewinnung. Die Installierte Leistung von rund 1.300 kWp ermöglicht. Durch den überwiegenden Bedarf an Lüftung für den Gebäudebetrieb, kann ein hoher Eigennutzungsgrad des solar erzeugten Stroms erreicht werden. Ergänzend zu dieser solaren Energiegewinnung wird grundsätzlich ein Zusammenführen mit der Energieversorgung der Max Schmeling Halle – wie im Energiekonzept beschrieben – positiv bewertet. Da diese Versorgung aktuell jedoch auf einer fossil betriebenen Kraft-Wärmekopplung basiert wir entweder eine gemeinsame neue, regenerative Versorgung empfohlen, oder eine Insellösung über Wärmepumpentechnik für das Stadion vorgeschlagen. Alle Systeme inklusive der Heizregister für die RLT-Technik ist auf Niedertemperaturversorgung ausgelegt, so dass ein effizienter Betrieb möglich ist. Die Warmwasserbereitung kann mittels Frischwasserstationen je Sanitäreinheit trotz der Niedertemperatur, hygienisch erwärmt werden.

  • Städtebauliche und freiräumliche Verflechtung mit dem Umfeld

Als „grüne Oase“ des Sports, der aktiven Erholung, der Nachhaltigkeit und des Stadtklimas wird im Inklusionssportpark ein Großteil der Bestandsgehölze erhalten und durch stadtklimafeste Arten ergänzt.

Auf den Rasenböschungen um das Stadium herum und auf der zentralen Rasenfläche werden die Bestandsgehölze um weitere Baumpflanzungen ergänzt (Celtis australis ,Fraxinus ornus, Liquidambar styraciflua, Quercus cerris, Sophora japonica). Die Eingangsplätze an den Stadionzugängen werden durch Pflanzinseln mit Gräser- und Staudenpflanzungen bespielt. Die Baumarten Gleditsia triacanthos `Sunburst‘ und Liquidambar styraciflua setzen durch ihre markante Form und Färbung des Laubes im Zusammenspiel mit der Unterpflanzung markante Grüninseln. Der Eingangsplatz und der zentrale Platz am Skatepark werden mit Soltiären aus Gleditsia triacanthos ‚Skyline‘ bespielt. Das grüne Band am nördlichen Eingang ist als Biodiversitätsstreifen ein Standort für insektenfreundliche Gehölz- und Staudenarten, sowie Obstgehölze, mit Großgehölzen wie Großgehölze: Sorbus aria, Parrotia persica, Sambucus nigra

Raumbildung, Orientierung, Identität – Erschließung und Wegesystem

Durch die dezentrale Anordnung von PKW-Sammelstellplätzen an den Eingängen wird der PKW-Verkehr konsequent aus dem Sportpark herausgehalten. Die Stellplatzanlagen erhalten separate Zufahrten und ermöglichen somit den autofreien Zugang zum Sportpark. Die Parkwege unterteilen sich in Haupt- und Nebenwege und haben Breiten zwischen 4 und 6 m. Fahrradparker sind am zentralen Platz, an den Eingängen zu den Gebäuden und in den Park untergebracht. Die Rollstrecke im Zentrum des Parks verläuft als separate Spur neben den Erschließungsflächen mit einer Breite von 4m. Die Zugänge der Feuerwehr in das Stadiongelände erfolgen separat von den Zuschauereingängen und die durchgängige Umfahrung des Stadions sichert somit die erforderliche Erreichbarkeit in Notsituationen.

Farb- und Materialkonzept im Freiraum

Das Farb- und Materialkonzept des neuen Sportparks berücksichtigt die Anforderungen eines barrierefreien Inklusionssportparks und verbindet es mit den Ansprüchen eines grünen Quartiersparks. Markante Farben und Materialien des Ortes und der unmittelbaren Umgebung werden aufgegriffen und als bestimmende Dominanten in einen abgestimmten Gestaltungskanon überführt.

Ökologische und klimarelevante Qualitäten (Resilienz) / Regenwassermanagement

Das anfallende Regenwasser aller Gebäude wird im Sinne der Klimaanpassung als existenzielle Ressource angesehen. Es wird über begrünte Dachflächen, Mulden und Rigolen retardiert und im Überlaufprinzip in Zisternen zur Grauwasserversorgung der Gebäude und zur Bewässerung der Grün- und Sportanlagen genutzt. Durch Substrat-Filterrinnen wird auch das Niederschlagswasser von Stellplatzanlagen nutzbar.

Die Lichtmasten bleiben als identitätsstiftende Elemente erhalten und werden mit Solarpaneelen bestückt. Die Bausubstanz des bestehenden Stadions ist essentieller Bestandteil der Gestaltung der im Park verteilten Follies, in denen sich die bunten Sitze in den neuen Spielfeldtribünen und die gebrauchten Fassadenpaneele an den kleinen Funktionsbauten wiederfinden.

 


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