Das Parkkonzept greift die bestehenden Wegeachsen in Nord-Süd und Ost-West-Richtung auf. Das Erschließungssystem gliedert die Parkflächen übersichtlich und unterstützt die Orientierung im Park – auch für Menschen mit Seheinschränkungen. Eine Anpassung von Flächenzuweisungen an sich verändernde Bedarfe ist möglich.
Die beschriebene Gliederung wird durch die Positionierung von drei Baukörpern räumlich betont. Selbstbewusst schiebt sich das Besucherzentrum in die Nord-West-Achse und betont damit den Schnittpunkt der beiden Wegerichtungen. Diese Akzentuierung wird allerdings geschwächt durch die zusätzliche Platzierung eines Lichtmastes sowie durch das Verlängern der Sport- und Spielwiese in die Nord-Süd-Achse. Im Süden beeinträchtigt die Lage der Tiefgaragenzufahrt den Antritt in das Gebiet.
Vorgeschlagen wird eine Zweiteilung der Erschließungsachse. Die östlich liegende Hälfte ist grüngeprägt und über ihre gesamte Länge hinweg mit untergeordneten Nutzungen belegt. Angesicht der zu erwartenden Besucherströme und der notwendigen KFZ-Erschließung wird die Fläche stärker befestigt auszubilden sein. Die Sportwiese liegt exponiert und gut auffindbar. Ihre Lage beeinträchtigt allerdings ihre Nutzbarkeit für introvertierte Sportarten. Kritisch erscheint auch der Eingriff im südlichen Bereich des Erdwalls sowie der Umgang mit dem Gehölzbestand.
In das Parkgefüge werden eine kurze und eine lange Laufstrecke integriert. Beide Laufstrecken machen zahlreiche Kreuzungen erforderlich. Entlang der Stadionrückseite wirkt die lange Laufstrecke beengt. Feuerwehraufstellflächen und eine separate Erschließung für Besucher:innen und Feuerwehr lassen sich nachträglich integrieren. Vorgeschlagen wird eine Mitnutzung der Dachflächen. Allerdings können bewegungseinschränkte Menschen diese Flächen nur über Aufzüge erreichen.
Das Stadion wird innerhalb einer kompakten Ring-Geometrie organisiert. Erschließung und Fassadengliederung (bis hin zum Detail eines durchlaufenden „Lümmelbords“) ordnen sich diesem Motiv unter. Besucher:innen erreichen die Ränge über Ringsegmente, die auf drei unterschiedlichen Ebenen liegen. Östlich sind die unteren Ränge ebenerdig erreichbar. Südlich und nördlich sind die mittleren Ränge über eine in den Erdwall eingefügte Rampe angeschlossen. Für Bewegungseingeschränkte ist hier jeweils ein niveaugleicher Übergang eingefügt. Westlich sind die oberen Ränge ebenfalls über den Erdwall niveaugleich zu erreichen. Das Erschließungssystem ermöglicht bewegungseingeschränkten Personen Sitzbereiche in unterschiedlichen Lagen auszuwählen. Wünschenswert ist ein Ausweiten dieser Wahlmöglichkeiten.
Den Ringsegmenten sind jeweils Kiosk- und WC-Bereiche zugeordnet. Sie sind ausreichend dimensioniert und überwiegend überdacht erreichbar. Im westlichen Ringsegment lassen sich diese Bereiche allerdings nur von außen erreichen. Kritisch diskutiert wird die Nutzung eines zusätzlich vorhandenen, durchlaufenden Erschließungsringes oberhalb des Erdwall-Niveaus. Diese Fläche ist lediglich über zwei Aufzüge angebunden. Nur in diesem Bereich ist ein Lärmschutz angeordnet. Darüber hinaus fehlen Nachweise zum Lärmschutz.
Sportler:innenbereiche, Presse und Medienbereiche, VIP-Lounge etc. sind im östlichen Teil des Stadions in einem sechsgeschossigen Gebäudeabschnitt zusammengefasst. Hervorzuheben ist, dass die Organisation des Sportler:innenbereichs nicht zwischen Personen mit und ohne Bewegungseinschränkung unterscheidet. Alle Flächen liegen ebenerdig und lassen sich gemeinsam nutzen. Im Einzelnen sind Flächenzuschnitte zu optimieren.
Die vier oberirdisch liegenden Geschosse werden durch zwei Erschließungskerne verknüpft. Entsprechend erreichen Bewegungseingeschränkte den VIP-Bereich nur über Aufzüge. Zusätzlich vorgesehen sind zwei Tiefgeschosse, die u. a. Technik, Anlieferung, Vorfahrt und eine Tiefgarage aufnehmen. Sie sind über einen zusätzlichen Erschließungskern angebunden. Ein nachträglicher, zeitversetzter Bau dieser Gebäudeteile erscheint nicht möglich.
Die Kompaktheit des Stadionentwurfs und eine ökonomische Dachkonstruktion versprechen eine wirtschaftliche Umsetzung. Offen bleibt aber die konstruktive Funktion der oberen, durchbrochenen Ebene. Kostensteigernd wirken Unterkellerung, Tiefgarage, der obere durchlaufende Erschließungsring sowie das Tieferlegen der Spielfeldebene.
Im Rahmen einer komplexen Aufgabenstellung formulieren Park- und Stadionentwurf grundsätzlich tragfähige und nachvollziehbare Entwurfsansätze.
2. Phase: 2013 – Anerkennung
Albert Wimmer ZT GmbH, Wien, Österreich
Verfasser:in: Albert Wimmer, Michael Frischauf
Mitarbeiter:in: Robert Gruber, Wolfgang Hirsch, Annika Michel, Celine Stemmelen
QUERFELDEINS Landschaft Städtebau Architektur PartGmbB, Dresden
Verfasser:in: Annegret Stöcker, Frank Großkopf
Mitarbeiter:in: Katrin Rose, Hanna Trumpf, Gina Schuster
Tragwerk: Bollinger und Grohmann ZT GmbH, Wien, Österreich
TGA: Lechner + Partner Ingenieure GmbH, Hartberg, Österreich
Vollbildgalerie (Link)
Audio zur Beschreibung des Entwurfes
Erläuterungstext der Verfasser:innen
Der neue Jahn Sportpark
Das inklusive Zentrum
Der bekannte Sportpark im Herzen Berlins erfährt mit seiner strukturellen Umgestaltung eine neue Identität unter Beibehaltung prägender Charakteristika. Durch Öffnung der Nord-Süd-Achse als Stadionpromenade und mit seinen raumkanten bildenden Neubauten, fungiert das Areal zukünftig als Bindeglied der umgebenden Nachbarschaften – ein niederschwelliger, integrativer Raum für Sport, Freizeit und Kultur für ALLE entsteht. Zentrales Element ist – neben dem Begegnungszentrum – das Stadion als „Landmark“ und Identifikationspunkt innerhalb des Stadtgefüges. Sein reduziertes Design fügt sich harmonisch in das einzigartige Ensemble der Umgebung des Mauerparks ein, wobei die umlaufend barrierefrei begehbaren und teilweise begrünten Fassadenringe die Verschmelzung des Stadions mit der Landschaft betonen und elegante Akzente setzen.
Lage, Erschließung Stadion
Der Neubau des Stadions positioniert sich in etwa auf der ursprüngliche Spielstätte, um einen weitestgehend durchgängigen Spielbetrieb auch während der Umbauphase zu gewährleisten. Die Zuwegung zu den Tribünen erfolgt über die Nord Süd Achse im Osten sowie über die beiden barrierefreien Zugangsrampen im Norden und Süden. Über die natürlich gegebene Topographie des Walls werden hierbei unterschiedliche Ebenen und die Fassadenringe für die Zuseher:innen angeschlossen. Der Zugang zum Sektor Ost erfolgt ebenerdig in der Ebene E0 vom Vorplatz aus. Der Gästesektor wird von Süden kommend über einen Zugangskorridor erreicht.
Um den motorisierten Verkehr von der Oberfläche fern zu halten ist die Ballsporthalle sowie Teilbereiche des Vorplatzes mit einer Tiefgarage ausgeführt. Die Garage ist durch die Zufahrt im Süden an die Ballsporthalle angebunden, ebenso ermöglicht ein Bypass die Ver- und Entsorgung des Stadions. Bei Bedarf kann auch das Begegnungszentrum durch einen kurzen Verbindungsgang an die Tiefgarage angebunden werden.
Freiraumkonzept
Neben der Stadionpromenade als städtebaulichem Verbindungs- und Orientierungsbereich, wird die ostseitige Erschließung als prominente und grüne Ost-West-Achse ausgebildet, die den beeindruckenden Platanenhain respektvoll einbindet und mit der offenen Sportwiese nach Westen erweitert. Durch Rückbau der obsoleten Bestandsgebäude wird die Achse in ihrer Breite mit freiräumlichen Gestaltungselementen für Aufenthalt und Sport sowie grünräumlicher Diversität erlebbar gemacht und das neue Stadion in der Sichtachse freigespielt.
Der Achsen-Schnittpunkt bildet den zentralen Bereich des Sportparks. Öffentliche erdgeschossige Nutzungen der umgebenden Gebäude werden hier erlebbar. Parallelnutzungen der Sportstätten sind jederzeit möglich und die Zugänglichkeit für die Nachbarschaft und Freizeitsportler:innen ist jederzeit gewährleistet. Zentrale Elemente des informellen Angebots sind die Sportwiese und die barrierefreie Lauf- und Rollsportstrecke, an die verschiedenartigen inklusiven Stationen mit barrierefreien Bewegungsmöglichkeiten (Outdoorfitness, Sportgeräte, Tischtennis, …) für den organisierten und unorganisierten Sport angelagert sind. Die Sportflächen werden mit neuen Sitzmöbeln zum Verweilen ausgestattet, die die ehemalige Stadionbestuhlung aufgreifen.
Das Umfeld des Stadions wird als wild anmutende Naturlandschaft mit mäandrierend verlaufenden Wegen inszeniert. Die Zugänge zum Stadion werden dadurch einerseits sicher, inklusiv und intuitiv auffindbar erreicht, andererseits erfahren die Nutzer:innen die Lust am Bewegen durch den Kontakt zur Natur. Verstreute Granitblöcke und naturnahe Pflanzungen als Analogie zum Mauerpark verleihen dem Bereich eine parkähnliche Atmosphäre. Der bedeutende Mauerpark wird so programmatisch um einen weiteren Freiraumbaustein erweitert. Das Blindenfußballfeld ist zur Gewährleistung der für diesen Sport notwendigen, kontrollierten akustischen Umgebung in die Mehrfachsporthalle integriert.
Die oberirdischen barrierefreien Stellplätze können dezentral im Gelände nachgewiesen werden. Ein großer Augenmerk fällt auf die Erreichbarkeit für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Dabei werden zahlreiche überdachte Fahrradstellplätze im Westen der Tennis- und Mehrfachhalle als Doppelparker vorgesehen. Weitere Abstellplätze entstehen im Freien auf der Stadionpromenade und dezentral an den Sportplätzen. Der Gehölzbestand auf dem gesamten Areal kann bis auf wenige Ausnahmen erhalten werden. Darüber hinaus erfolgen zahlreiche Neupflanzungen klimatoleranter Gehölze. Die Stadionpromenade mit ihren sanft eingemuldeten Verdunstungs- und Retentionsinseln, erhält artenreiche und naturnahe Pflanzungen aus Gehölzen, Gräsern und Wildstauden. Die Grünflächen um das Stadion werden mit Pflanzungen aus Gebirgslagen wie artenreichen Wiesenmischungen, niedrigen und trittfesten Strauchschichten und lichten Gehölzpflanzungen gestaltet.
Nutzungs- und Gestaltungskonzept
Alle Nutzungen werden zentral um das Begegnungszentrum angeordnet, welches durch seine städtebauliche Setzung von allen Zugängen zum Sportpark sichtbar ist und damit Orientierung bietet. Es markiert das Zentrum des Sportparks, von wo aus Stadion, Ballsport- und Tennishalle zugänglich sind. Auch das auf der östlichen Seite des Stadions liegende Tribünengebäude orientiert sich zu diesem zentralen Platz.
Die den Sportpark umfassende Sport- und Laufstrecke wird als gestalterisches Element für die Fassade des Stadions aufgegriffen und als die begehbaren Fassadenringe in der Ansicht des Stadions ablesbar gemacht. Die Ringe verschmelzen mit dem erhaltenen Mauerwall Richtung Westen, wobei Begrünungselemente auf den Ringen die Landschaftsgestaltung des Mauerparks fortführen.
Dabei wird das Stadion sensibel in den historischen Mauerwall eingefügt, um dessen weitestgehenden Erhalt zu garantieren und auch die bestehenden Grünräume zu bewahren. Die neue Ballsporthalle reagiert ebenfalls auf die bestehende Topographie und ermöglicht eine stimmige Fortführung der Wege- und Landschaftsgestaltung des Sportparks.
Inklusion und Barrierefreiheit
Sportpark: Im gesamten Sportpark werden inklusive und barrierefreie Angebote für Menschen mit oder ohne sichtbare und nicht sichtbare Behinderungen geschaffen. Ziel ist die Entwicklung eines Raumes für alle, der zum gegenseitigen Austausch einlädt. Es werden ausschließlich barrierefreie Beläge wie großformatige Platten, Asphalt und Sportbeläge Verwendung finden. Die Wegeführung im Außenbereich erfolgt stufenlos. Auch die informellen Fitness- und Sportangebote werden unterfahrbar und inklusiv gestaltet. Ein Orientierungskonzept nach dem Mehrsinne-Prinzip und ein barrierefreies Leitsystem lässt die Benutzung des Sportareals für alle Nutzer:innen sicher erfahren.
Stadion: Durch die Einbettung des Stadions in den bestehenden Wall sowie der ebenerdigen Erschließung der Mundlöcher mit den Tribünenplätzen, konnte in einem hohen Maße ein barrierefreier Zugang zu den Sitzplätzen geschaffen werden. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkung stehen in sämtlichen Sektoren sowie Ticketkategorien barrierefreie komfortable Plätze mit optimaler Einsehbarkeit inkl. jeweils ein oder zwei Begleitpersonen zur Verfügung. Diese sind an den ebenerdigen Tribünenzugängen bei den Mundlöchern vorgesehen. Umkleiden und Lager sind mit zusätzlichen Staumöglichkeiten für das (Trainings-) Equipment von Menschen mit Beeinträchtigungen ausgelegt, zusätzliche Räumlichkeiten und ausreichend Platz dafür ist vorgesehen. Innerhalb des Zuschauerbereiches geben Leitsysteme Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen Orientierung.
Erhalt identitätsstiftende Merkmale
Bestandselemente mit ortsbildprägender Charakteristik werden in die Parkgestaltung integriert und berücksichtigen den Wunsch der Öffentlichkeit nach historischer Reminiszenz. Wo möglich, werden raumprägende Gehölze erhalten und gestärkt. Im Zusammenspiel aller Attribute besitzt der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin das immense Potential zu einem Ort des Sports, der Erholung und des sozialen Miteinanders FÜR ALLE zu werden.
Regenwassermanagement
Der Jahn Sportpark in Berlin liegt bezüglich des Niederschlages in einem Bereich mit ca. 580mm/a bzw. ca. 330mm im Sommerhalbjahr im langjährigen Mittel, d.h. die Regenmengen sind eher in einem niedrigen Bereich. Der Klimawandel führt darüber hinaus zu weiteren ungleichen Verteilungen der Regenmengen im Jahresverlauf, zu mehr Trockenperioden und Dürrephasen einerseits bzw. lokalen extremen Niederschlagsereignissen andererseits. Gleichzeitig besteht der anstehende Boden aus sandigen Schichten, die gut durchlässig sind und der Grundwasserspiegel liegt relativ weit unter dem Gelände.
Das anfallende Regenwasser wird im Schwammstadt-Prinzip vollständig zurückgehalten, genutzt, verdunstet und versickert. Für die Bewässerung von Sportrasenflächen und Bäumen auf dem Gelände werden dezentral angeordnete Zisternen auf dem Gelände vorgesehen. Retentionsdächer der neuen Gebäude und eingemuldete, bepflanzte Retentionsinseln auf dem Sportboulevard, an der Sportwiese und um das Kleine Stadion sorgen für Regenwasserrückhalt und verzögerte Versickerung vor Ort. Gefiltert und ggf. aufbereitet können gering belastete Dachwässer gemeinsam mit den Spülwässern aus dem Trinkwassersystem als Nutzwasser für Sanitäranlagen und Reinigungszwecke herangezogen werden. Weitere Nutzungsbereiche sind die Bewässerung von Fassadenbegrünungen, Spielfeldern und sonstigen Grünanlagen im Areal des Sportparks. Die Nutzung von Trinkwasser für diese Zwecke kann dadurch vermieden werden.
Der Wasserhalt soll möglichst naturnah erfolgen, d.h. der Verdunstung und der Versickerung wird vor dem Abfluss (in den Kanal) Vorrang eingeräumt. Die kühlenden Verdunstungseffekte sorgen darüber hinaus für eine Verbesserung des Kleinklimas vor Ort. Unterstützt wird das System von unterirdischen Regenwasserrigolen. Über die Verdunstung der Grünflächen und Pflanzen und die Beschattung durch Bäume wird das lokale Mikroklima in der warmen Jahreszeit positiv beeinflusst, die Lufttemperatur lokal gesenkt und die Luftfeuchtigkeit erhöht. Die Entstehung von urbanen Hitzeinseln wird vermieden. Gerade in einem Bereich für sportliche Aktivitäten sind solche Klimawandelanpassungsmaßnahmen wichtig, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Das Stadion
Kapazität, Nutzungskonzept
Die konzipierte Sitzplatzkapazität des Stadions beläuft sich derzeit auf circa 20.800 Sitzplätze netto (nicht sichtbehinderte Sitzplätze). Durch Einbau von Variositzen in Teilbereichen des Sekors D sowie im Gästesektor lässt sich die Sitzplatzkapazität bei nationalen Spielen unter Verwendung von Stehplätzen auf circa 24.000pax vergrößern (siehe auch Beilage Sitzplatzstatistik).Der Tribünenbereich gliedert sich in die Sektoren Nord, Ost, Süd, West sowie einen Gästesektor.
Die Größe des Gästesektors entspricht hierbei den Vorgaben der UEFA mit 5% bzw. des DFB von 10% der gesamten Zuschauerkapazität, und lässt sich durch eine zusätzliche Sektorentrennung dem Ticketverkauf anpassen.
Der Zugang zu den Sektoren erfolgt durch die Einlässe im Norden und Süden an der zentralen Haupterschließungsachse. Die Gäste gelangen kreuzungsfrei von den restlichen Stadionbesuchern im SüdWesten über einen unterirdischen Zugangskorridor in den Gästesektor und an die zugewiesenen Sitzplätze.
Im Bereich des Ostgebäudes sind die Nutzungen wie folgt gegliedert:
Ebene U2: Lagerflächen, Ver- und Entsorgung, Zufahrt Spielerbusse, Aufstellflächen TV Übertragungswägen,
notwendige Parkflächen zum Stadionbetrieb
Ebene U1: Technikflächen und Lagerbereiche
Ebene E0: Spielerumkleiden, Räume für Erste Hilfe und Dopingkontrolle
VIP Foyer, Medien Foyer, Fanshop, Lager und Werkstätten
Polizeiwache, Feuerwehr, Sanitäts- und Rettungsdienst
Ebene E1: Pressebereich, Büroräume und Organisation
Ebene E2: Räume für Einsatzkräfte
Ebene E3: VIP Bereich mit Skyboxen
Sicherheits- und Einsatzzentrale
Fernseh- und Hörfunkstudio
Sämtliche Funktions- und Erschließungsbereiche sind derart ausgelegt das diese kreuzungsfrei genutzt werden können. In den Public Bereichen sind die Kioske für Speisen/Getränke sowie Sanitär unmittelbar zwischen den Zugängen zu den Tribünen angeordnet. Die Auslegung erfolgte hierbei nach den Vorgaben der VDI 6000 Teil 3 für mittlere bis hohe Gleichzeitigkeit.
Konstruktion, Statik, Materialität
Dachtragwerk: Die Primärstruktur des Daches besteht aus fachwerkartigen Hybrid-Trägern in jeder Stadionachse. Ober- und Untergurt sind als Brettschichtholz-Träger ausgeführt, dazwischen verbinden vertikale und diagonale Stahlprofile die Holzgurte. Auf den Fachwerken werden vorgefertigte, flächige Holztragelemente verlegt: Sandwich-Querschnitte bzw. Kielstege spannen einachsig zwischen den Achsen und bilden die Dachfläche. Darauf können die Dachhaut sowie Photovoltaik-Elemente installiert werden. In jeder Stadionachse liegen die Knotenpunkte des Daches auf zwei Stützen auf. Druckkräfte werden in die innere Stützenachse, Zugkräfte in die außenliegende Stützenachse eingeleitet und bis zur Fundierung geführt.
Fassade: Zwischen der inneren Stützenreihe befinden sich Glaselemente, welche die Schallschutzfassade bilden und das Stadion akustisch schließen. Entlang der außenliegenden Stützenreihe spannen durchgehende Fassadenringe aus Brettschichtholz, welche sich visuell an der Scheibenform des Dachtragwerks orientieren. In vielen Bereichen sind die Ringe auch begehbar, hier ist eine zusätzliche Unterkonstruktion als klassischer Stahlbau vorgesehen, um die entsprechenden Nutzlasten aufzunehmen. Um die Profilstärke der Ringe und Fassadenlamellen zu optimieren, werden durch schräge Abspannungen Zwischenauflager geschaffen. Die Untersichten der umlaufenden Ringe werden mittels Lärchenholzlamellen verkleidet und verstärken in ihrer Materialität einen naturnahen Eindruck in dem grünen Landschaftspark. Diese Holzlamellenverkleidung findet sich als Akustikdeckenabsorber der Tragwerksuntersicht wieder. An den Rändern verdichtet sich der Lamellenabstand zu einer geschlossenen Holzuntersicht. Pflanztröge mit entsprechender Bepflanzung begrünen die Fassade.
Tribünenkonstruktion: Die Tribünen werden als konventionelle Stahlbeton-Konstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad ausgeführt. Stützen, Zahnträger und die darauf liegenden Tribünenstufen werden weitgehend als Fertigteile angeliefert, nur wenige Knotenpunkte werden vor Ort mit Ortbeton vergossen, um Bauzeit und Logistik zu optimieren. Gleiches gilt für das Tribünengebäude im Osten.
Fundierung und unterirdische Flächen: Prämisse bei der Planung war, Eingriffe in den bestehenden Damm weitgehend zu vermeiden. Zudem sind die bestehenden Erdanschüttungen für die Fundierung des neuen Rohbaus nicht geeignet.
Daher erfolgt die Fundierung Großteiles mit Bohrpfählen zur Einleitung konzentrierter Lasten. Die Pfähle werden durch die Anschüttungen hindurch, bis auf den tieferliegenden, gut tragfähigen Boden gebohrt. Flachgründungen mit Bodenplatten gibt es nur in gering belasteten Bereichen. Wo Aushub von Dammmaterial dennoch erforderlich ist, wird dieses beprobt und – je nach Ergebnis – als Schütt bzw. Hinterfüllmaterial wiederverwendet oder andernfalls entsorgt.
Bauphasen: Lage und Konstruktionsweise des neuen Stadions wurden so gewählt, dass Abbruch des alten und Errichtung des neuen Stadions ohne maßgebliche Unterbrechung des Spielbetriebs ermöglicht wird. Wesentliche Schritte sind:
Abbruch Bestand Osttribüne
Herstellung Neue Osttribüne (ausreichende Baustelleneinrichtungsfläche sichergestellt)
Verschiebung Spielfeld: Abtrag der alten und Herstellung der neuen Rasenflächen
Abbruch übrige Bestandstribünen. Die Flächen der alten Leichtathletikbahn kann als Baustellenfläche genutzt werden (Aufstellung Turmdrehkröne und Mobilkran für Montage Dachträger)
Herstellung des verbleibenden neuen Stadionachsen („Ringschluss“)
Herstellung neue Laufbahn nach Fertigstellung des Rohbaus und Innenausbaus
Brandschutz
Es wird ein anlagentechnischer Brandschutz u.a. bestehend aus Brandmeldeanlage, Alarmierungsanlage, Sicherheitsbeleuchtung sowie Sicherheitsstromversorgung vorgesehen. Im Folgenden sollen die wesentlichen Eckpunkte der weiteren Brandschutzkonzeption stichpunktartig dargestellt werden.
Baulicher Brandschutz
Tragwerk feuerbeständig (Tribünenkonstruktion aus Stahlbeton)
Dachtragwerk aus nichtbrennbaren Baustoffen bzw. feuerhemmende Bauteile (Fachwerkträger als hybrides System mit Ober- und Untergurten aus Brettschichtholz und Diagonalstreben aus Stahl)
Dachtragschale aus Holz (Sandwichdachelement mit BSH-Trägern) mit harter Bedachung
Dachtragwerk über Versammlungsräumen mind. feuerhemmend
Ausbildung als offenes Stadion (Realisierung einer natürlichen Rauchableitung)
Ausbildung von Fahrschächten für Aufzüge
Sitze im Zuschauerbereich schwerentflammbar
brandschutztechnische Abtrennung von innenliegenden Bereichen (VIP, Medien, Lager, Kioske etc.) gegenüber den Stadioninnenraum/Zuschauerbereich
brandschutztechnische Abtrennung von Lagern, Technikräumen
Flucht und Rettungswege
Rettungswege der Zuschauerbereiche über Mundlöcher zu den Verkehrsflächen hinter den Tribünenbereichen mit anschließenden Freitreppenanlagen und weiter zu öffentlichen Verkehrsflächen (über Rampen im Norden, Süden und Westen, ebenerdiger Zugang im Osten)
Rettungswege Medientribüne und VIP-Bereiche über notwendige Treppenräume
keine Evakuierung von Tribünenbereichen auf das Spielfeld
Trennung von Angriffswegen für die Feuerwehr und Besucherströme
Evakuierung von Personen im Infield bei Konzertveranstaltungen (oder Ähnlichem) über Ausgänge Nord und Süd sowie Zufahrt Nordost bzw. Südost je nach Zuschauerzahl zusätzlich auch über temporäre Erschließungstreppen auf Tribünen mit Anschluss an die Mundlöcher möglich
Rettungswegbreiten sowie Rettungsweglängen – Bemessung nach § 7 VStättVO
Zufahrten für Rettungsdienst und Feuerwehr bis in den Innenraum und das Spielfeld möglich
Feuerwehrumfahrung entlang des äußeren Sicherheitsringes getrennt von den Zuschauerwegen
Energiekonzept
Inklusion lässt sich auch auf energietechnischer Ebene abbilden: auf den Leitgedanken zum „Internet-of-Things“ und der „Sektorkopplung“ aufbauend, liefert das vorgeschlagene Energiekonzept jedem thermisch- oder elektrotechnischem Teilnehmer Zugang zu einfachen flexiblen Mikronetzen der Wasser-, Strom-, Wärme- und Kälteversorgung. Über die Integration dieser Teilnehmer hinaus kann die Verbindung dazwischen auf die Anforderung der Teilnehmer reagieren. Mit dem vorgeschlagenen Konzept zur Energieversorgung des Areals sollen Bandlasten ressourcenschonend, mit erneuerbarer Energie bewerkstelligt werden und volatile Leistungsanteile über Speichermassen bezogen werden. Diesem spezifischen Anforderungsprofil der Anlage wird der Energiebedarf welcher nicht passiv gedeckt werden kann in erster Linie mit Wärmepumpen/Kältemaschinen-Kombination sowie gekoppelten Wärmerückgewinnungsmechanismen entgegnet. Systematisch wird damit auf den Einsatz von fossilen Brennstoffen verzichtet.
Über das Anergienetz soll die Möglichkeit geschaffen werden überall am Standort Zugriff zu haben auf die geerntete Energie. Mit der entstehenden verfügbaren Masse kann folglich die Veranstaltungs- und Stadion-spezifische Volatilität sinnvoll bewerkstelligt werden. Zentrale Systeme mit Wärmepumpen/Kältemaschinen-Kombinationen (Wärme-Kälte-Kopplung) erzeugen die notwendigen Groß-Leistungen und bedienen sich dem Netz als Leistungsausgleich. Wärmequellen, Speicher sowie Kleinverbraucher können ebenso einfach am Netz teilnehmen wie die Rückkühlung bei sommerlichen Kühlbedarfsspitzen. Neben der Integration hocheffizienter Kreislaufverbundsysteme liefern weitere Wärmerückgewinnungssysteme Energie (aus Klimazellen, Abwasser, Abwärme der Tiefgarage, Tiefensonden unter den Trainingsplätzen), welche durch die Wärme-Kältekopplung ganzjährig als Form der Sektorkopplung auch an die Max-Schmeling Halle abgegeben werden kann, zumal diese weiteres Ernte- und Verbrauchspotential im geschaffenen Mikronetz liefert. In letzter Instanz besteht die Möglichkeit ins Fernwärmesystem rückeinzuspeisen!
Lagemäßig richtet sich die verwaltende Wärme-Kälte-Kopplung nach den vorgesehenen Bauetappen. So wird ein Verbindungskollektor zwischen Stadion und Halle geschaffen, welcher aus energietechnischer Sicht beidseitig bespielt werden kann und die Position einer prädiktiven Verwaltung der Energieströme und Speicherkapazitäten übernimmt. Die weiteren Teilnehmer und Systemleitungen – wie jene des Anergiesystems – können individuell und schrittweise erweitert werden: Lüftungszentralen einzelner Bereiche, Abwärmenutzung Gastro und Abwasser, Wasserwirtschaft, usw. Regelungstechnisch sollen vorausschauende „prädiktive“ Elemente Anwendung finden, welche Ereignisse und Wetter-prognosen in die Verwaltung aufnehmen. Darunter sind zu nennen: Bewässerungssystem, wessen Befüllung beispielsweise eine adiabatischen Kühlunterstützung vorausgeht; Verbrauchsorientierte Kopplung der thermischen Speichermassen and die Photovoltaikanlage.
Großflächig angeordnete Photovoltaikelemente sorgen gemeinsam mit einer Niedrigenergie LED Flutlichtanlage für eine Reduktion der Energiekosten und leisten einen großen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase und Eindämmung des Klimawandels. Bioklimatische Strategien umfassen des Weiteren eine Regenwassernutzung mittels dezentral angeordneten Grauwasserspeichern und geothermische Klimatisierung. Diese Maßnahmen tragen massiv zur Energieeinsparung und Verringerung der Betriebskosten bei.
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Ein Großes Augenmerk wird bei der weiteren Planung und Umsetzung auf den nachhaltigen Einsatz von Baustoffen und Ressourcen gelegt. Das Dachtragwerk besteht größtenteils aus Holz. Bei Betonbauteilen werden CO2-armer Mischzement (CEM III speziell für vorgefertigte Bauteile und die Bodenplatte) und recycelte Gesteinskörnungen eingesetzt. Die Bohrpfähle werden als „Energiepfähle“ genutzt, hierzu gibt es eine enge Abstimmung mit der Haustechnikplanung. Durch einen hohen Vorfertigungs– und Modularitätsgrad aufgrund der Verwendung von Holz als leitendes Material kann eine kurze Bauzeit erzielt werden.
Des Weiteren wurde im Entwurf des Gebäudes auf eine nutzungsneutrale Grundstruktur in Skelettbauweise Wert gelegt um in weiterer Folge etwaige Umbauten und Nutzungsänderungen ohne großen Aufwand durchführen zu können.
Durch die dezentrale Anordnung der Kioske ist es möglich hier auf die Besucherkapazitäten Rücksicht zu nehmen und diese Personal- und Kostenoptimiert zu betreiben.
Javascript ist nicht aktiviert. Javascript ist für die ordnungsgemäße Anzeige und Funktionalität der Seiten notwendig. Bitte aktivieren Sie Javascript und erneuern die Anzeige (Taste F5).