Beitrag 2014

Beitrag 2014 Plan 1

Beitrag 2014 Plan 2 Beitrag 2014 Plan 3

2. Phase: 2014 – 1. Rundgang

Kaufmann Theilig & Partner Freie Architekten PartGmbB, Ostfildern
Verfasser:in: Andreas Theilig
Mitarbeiter:in: Stanislav Metzger, Roulai Xu, Tamara Weber

Planstatt Senner GmbH, Berlin
Verfasser:in: Johann Senner
Mitarbeiter:in: Thilo Neger, Ylenia Trentini, Pia Bettancourt

Tragwerk: formTL, Radolfzell

TGA: Conplaning GmbH, Ulm

 

Vollbildgalerie (Link)

Audio zur Beschreibung des Entwurfes

Erläuterungstext der Verfasser:innen

Großes Stadion und Inklusionsportpark

Lage und Stadträumliches Konzept

Der neue inklusive Jahnsportpark bindet sich harmonisch in die Umgebung ein und verwebt als grüne Landschaft die angrenzenden Parks mit der umgebenden Stadt.

Der Landschaftsraum
zwischen der Eberswalderstraße/Topsstraße im Süden
der Cantianstraße im Osten,
der Gaudystraße/Gleimstraße im Norden
und der Wollinerstraße im Westen
wird als Ganzes erlebbar !

Der Landschaftsraum des Mauerparks im Westen Sportparks erweitert sich mit sanfter Modellierung nach Osten und bettet die Sportstätten ganz selbstverständlich in die entstehende Topografie ein. Die klaren Wegeverbindungen und markanten Elemente ermöglichen eine optimale Orientierung der Besucher:innen und Sportler:innen im gesamten Areal. Sämtliche Wege sind trotz des angezogenen Geländes barrierefrei begeh- und befahrbar.

Das Konzept

Der Jahnsportpark ist eingebettet in eine grüne Hügellandschaft:

  • Das neue Stadion – an alter Stelle – ist in das Gelände eingemuldet; eine freundliche Arena wird mit einem schwerelosen Dach, ‚der schwebenden Wolke‘ einer Torusfigur überdeckt, regengeschützt und markiert.
    Im Bauch der Haupttribüne werden auf vier Ebenen zentrale Funktionen des Sport- und Spielbetriebs untergebracht: Ankommen (0), Foyer und Kassen (1), Versorgung und Merchandising (2), VIP mit Boxen (3), Presse (4).
  • Die großen Sport- und Tennishallen verschwinden unter einem grünen Hügel auf zwei Ebenen. Eine landschaftlich modellierte Fuge belichtet die Sporträume nach Osten, die notwendige Infrastruktur verschwindet ebenfalls im Hügel. Sport- und Tennishallen sind von Westen dem zentralen Bewegungsraum erschlossen.
  • Die jeweils Nord/Süd- gerichteten Freisportflächen finden jeweils einen sicheren Platz auf der Ostseite des Geländes, sie sind eingebettet in die schöne Topografie. Nahezu alle Bäume werden erhalten.
  • Ein knapp 35 m hohes punktförmiges solitäres Gebäude, das Begegnungszentrum als Landmark, nimmt Administration und die Vereinsarbeit auf. In neuen obergeschossige Ebenen um einen Innenhof angeordnet, markieren zeichenhaft den Sportpark, er wird weithin sichtbar.
  • Der Anschluss an die ebenfalls bereits topografisch eingebundene Max-Schmeling-Halle geschieht unmerklich und selbstverständlich.
  • In der Mitte die Sport- und Freizeitwiese, quasi am Schnittpunkt der Erschließungswege, über den Dächern der Sporthallen, selbstverständlicher Treffpunkt aller Besucher.
  • Am Schnittpunkt aller Wegeverbindungen entsteht die Zentrale Plaza markiert und umgeben von der Max-Schmeling-Halle im Norden, dem Landmarkgebäude im Nordosten, den Zugängen zu den großen Sporthallen im Osten, sowie dem Haupteingang.
  • Die prägenden Pappelreihen werden erhalten und ergänzt. Sie leiten durch den Sportpark. Im Bereich des schattenspendenden Platanendachs erweitern künftig Beachfelder, Fitnessgeräte und Tischtennisplatten das Angebot. Sitzmöglichkeiten und Trinkbrunnen bieten Platz für neugierige Zuschauer:innen.
  • Neben dem kleinen Stadion werden neue multifunktionale Kunstrasenfelder angelegt, umrahmt von einer Lauf- und Rollstrecke aus unterschiedlichen Materialien. Neben dem neuen Begegnungszentrum finden die Tennisfelder Ihren Platz. Der Höhenunterschied wird durch eine begrünte Wand überwunden.

Erschließung   Parken   Fahrräder

Das neue Sportgelände wird
über die Gaudystraße von Norden,
über die Cantianstraße von Osten
und über die Eberswalderstraße/Topsstraße im Süden
erschlossen.

Die drei Erschließungswege treffen sich im Mittelpunkt der Anlage – der Plaza. Von hier aus ist das Stadion mit seinem Hauptzugang im Westen erreicht,
die Sporthallen haben ihren Zugang auf der Ostseite,
das Begegnungszentrum/Landmark begrenzt die Plaza im Nordosten.
Die Fußgängererschließung auf dem Gelände erfolgt wie vorgeschlagen.
Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erfolgt auf kurzem Wege über die Eberswalderstraße.

Die Zu- und Ausfahrt zur Tiefgarage mit ca. 200 Parkplätzen (3. BA) sowie die Erschließung der Stadionebene mit dem Parken von Mannschaftsbussen, VIP und Presse (1. BA) erfolgt von Süden bedarfsgerecht dimensioniert und nahezu ohne Gefälle. Eine ergänzende Zu- und Ausfahrt befindet sich im Norden.

200 Parkplätze verschwinden so ‚im Bauch‘ der Topografie. Weitere 100 Stellplätze als Behindertenparkplätze sind auf dem Gelände dezentral und sinnvoll – vorwiegend auf kurzen Wegen von den Rändern aus erreichbar – verteilt mit einer entsprechenden Bestückung durch Elektro-Ladeeinrichtungen.

Eine ausreichende Anzahl von Fahrradstellplätzen befinden sich ebenfalls dezentral auf dem Gelände. Für Cargo Bikes werden verbreiterte Flächen angeboten.
Eine weitere Anliefermöglichkeit erfolgt über die Gaudystraße.

Brandschutz

Stadion und Sporthallen sind allseitig durch die Feuerwehr anfahrbar.
Das Stadion erhält auf der Höhe + 52,0 m üNN eine Feuerwehrumfahrt. Diese ist kreuzungsfrei zu den Personen-/Fluchtwegen angeordnet.
Die Entfluchtung des Stadions erfolgt über 12 regelmäßig angeordnete Fluchttreppenhäuser, sowie einer direkten Entfluchtung ins Freie.

Das Stadion

20.000 Besucher erreichen das Stadion auf der Ostseite auf der Höhe von ca. 56,0 m üNN. Drei miteinander über Rampen verbundene Ringfiguren – unten, in mittlerer Lage und oben – erschließen das Stadion und seine Ränge übersichtlich, sinnvoll und mit koordinierten Wegebreiten. Auf diese Weise sind alle Sektoren und alle Sitzreihen für ALLE Besucher in gleicher Weise gut erreichbar. Die Rampen sind mit rollstuhlgerechten Gefällen ausgeführt, zusätzlich stehen selbstverständlich Aufzugsanlagen in den Kernen zur Verfügung.
Alle Sitzplätze sind von der ‚schwebenden Wolke‘ der hölzernen Dachkonstruktion überdeckt. Die Ablösung des Dachs vom Baukörper des Stadions ermöglicht die notwendige Durchlüftung. Der notwendige Schallschutz wird durch zwei überlappende Glasebenen in den Öffnungen erreicht.
Das Spielfeld auf der Höhe + 52,0 m üNN liegt ca. 1,6 m tiefer als die unterste Sitzreihe.
Das Stadion und alle Ränge werden über die Fluchttreppenhäuser direkt ins Freie entfluchtet.

Konstruktion   Material   Gestalt

Das Stadion

Alle tragenden und erdberührenden Bauteile bestehen aus Stahlbeton.
Die vertikalen, aufgehenden Bauteile werden in Stahlbeton/Recyclingbeton ausgeführt, die horizontalen Ebenen in Holz/Beton-Hybridbauweise erstellt.
Das schwebende Dach entwickelt sich aus 12 aneinandergereihten Baumstützen, die Stämme der Baumstützen bilden gleichzeitig die Erschließungskerne. Werden als Tragwerk mit ringförmiger Lastabtragung ausgeformt, die Dimension der Holzelemente entspricht den Vorgaben des Brandschutzes (F90).
Die so entstehende umlaufende Tragstruktur erhält eine bogenförmige obere Abdeckung ebenfalls aus Holz. Die Oberseite wird als wasserabführende Schicht ausgeführt. Die Unterseite erhält ein gelochtes Meshgewebe mit transparenter Durchsicht. Der schalltransparente Hohlraum erhält Elemente zur akustischen Dämpfung. Die an den Kanten des Dachs angeordneten Regenrinnen werden innerhalb der ‚Wolke‘ zu den Fußpunkten hin unspektakulär entwässert.
Die elegante, nachhaltige Konstruktion erzählt poetisch ihre Funktionsweise.

Unter der Haupttribüne auf der Westseite des Stadions befinden sich die wesentlichen Funktionen für den Stadion:

  • Auf der Ebene 0 (+ 51,0 m) hier kommen die Mannschaftsbusse, die Presse und die VIP’s an.
  • Der ebenerdige Hauptzugang auf der Ebene 1 (+ 56,3 m) an der zentralen Plaza gelegen, ordnet das Foyer, die Kassen mit der Eintrittssituation, aber auch die Umkleidebereiche ab.
  • Auf der Ebene 2 (+ 61,8 m) befindet sich die allgemeine Versorgung, das Merchandising. Hier ist die Hauptverteilerebene.
  • Auf der Ebene 3 (+ 67,2 m) befinden sich die Lobby für die VIP-Lounges mit Boxen etc.
  • Die Ebene 4 (+ 72,0 m) nimmt die Pressearbeit mit Kommentatorenbühne und allgemeiner Organisation.

Nachhaltigkeit

Das neue Stadion sowie das Gebäude am Sportpark sind nachhaltig konzipiert !

Die Gebäude sind außerordentlich kompakt angeordnet: Das Verhältnis von Gebäudehülle zu Volumen A/V ist günstig. Dies gilt sowohl für die Räumlichkeiten in der Tribünenanlage (1. BA) als auch für die in die Topographie eingesenkten Sporthallen (2. BA) und auch das Landmarkgebäude der Verwaltung.

Das Konzept der Integration der Gebäude in die Topographie ermöglicht eine hervorragenden Wärmedämmwert für die opaken Bauteile.

Die Anordnung und Größe der transparenten Fassadenanteile ist so gewählt, dass eine optimierte Tagesbelichtung einerseits ermöglicht ist und gleichzeitig eine geringe Wärmeabstrahlung über die verglaste Fassade entsteht.

Das Stadion mit seiner Tribünenanlage sowie die in die Topographie eingebundenen Sporthallen bestehen in den tragenden Teilen aus Stahlbeton. Wenn möglich, kommt Recyclingbeton zur Anwendung.

Tragende Wandelemente werden als Stahlbetongefache aufgelöst und in Lehmverbund-Bauweise erstellt.

Das Stadiondach besteht aus einer Holz-Spanten-Konstruktion. Holz ist eine CO2-speichernder Baustoff und unterstützt so die Absicht einer CO2-reduzierten/neutralen Bauweise.

Die übergrünte Dachkonstruktion der Sporthallen (2. BA) wird ebenfalls mit Trägern aus Holz und einer hölzernen Dachschale hergestellt.

Das als Landmark gekennzeichnete 9-geschossige Begegnungszentrum/ Verwaltungsgebäude wird ebenfalls in Holz/(Hybrid)-Konstruktion erstellt.

Die Energieversorgung ist CO2-neutral mit Hilfe von Wärmepumpen, sowie eines redundant geschalteten BHKW (Biogas) – versorgt durch die auf dem Stadiondach angeordneten Photovoltaikflächen.

Die intensiv/extensiv begrünten Dächer der in die Topographie und den Landschaftsraum eingewobenen Sportflächen sind in wesentlichen Teilen begehbar. Zufahrtswege werden mit offenen Pflasterfugen erstellt. Eine Versickerung des Regenwassers auf dem Grundstück wird weitgehend erreicht.

Die verwendeten Baustoffe sind – wenn möglich – aus regionaler Herkunft gewählt, mit kurzen Transportwegen.

Regenwassermanagement

Wie das Wasser des Stadiondaches, wird auch das anfallende Regenwasser der Wege- und Sportflächen eingestaut und zum großen Teil über Zisternen nutzbar gemacht. Baumneupflanzungen werden mit Rigolen versehen. Das Dach der Sporthallen wird als Retentionsdach ausgeführt und gibt das Wasser gedrosselt an die umgebenden Grünflächen und Baumstandorte ab. Auch Bereiche des Mauerparks können von diesem Konzept profitieren.

Energie

Die Wärmeversorgung erfolgt durch Wärmepumpen, welche in drei Einheiten gegliedert sind. Die erste Wärmepumpe wird für den 2. Bauabschnitt erstellt, die beiden weiteren Einheiten für den 3. Bauabschnitt. Insgesamt werden 25.000 m² BGF (8.000 m² + 17.000 m²) beheizt.
Die Stromversorgung erfolgt über die Photovoltaikflächen auf dem Stadiondach. Die so zur Verfügung gestellte elektrische Energie ist ausreichend, um die Energie für die Heizung, das Licht, die Lüftung und weiteren allgemeinen elektrischen Verbrauch zur Verfügung zu stellen.

Als Redundanz (wenn die Sonne nicht scheint) versorgt ein Blockheizkraftwerk (BHKW), mit Biogas betrieben, die Stromerzeugung alternativ.

Damit ist die Energieversorgung inkl. der redundanten Versorgung
CO2-neutral !

Ein ergänzender Pufferspeicher vervollständigt das System für Wärme.

Schwankungen im Ertrag aus der Photovoltaikfläche können evtl. über eine Energie-Cloud ausgeglichen werden.

Wärmepumpe und BHKW befinden sich in einem Technikuntergeschoss des 1. Bauabschnitts und werden entsprechend der Realisierung der Bauabschnitte bestückt.

Die Wärmepumpen werden entsprechend der geologischen Gegebenheiten als Grundwasserwärmepumpe vorgesehen, alternativ und ergänzend werden die Fundamente belegt, wiederum ergänzend könnte eine Lüft/Wasser-Wärmepumpe zur Verfügung.

Die Beheizung aller Räume erfolgt über Niedertemperatursysteme (Fußbodenheizung, Deckenstrahlheizung, welche mit effizient erzeugten niedrigen Vorlauftemperaturen versorgt werden können.

 


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