Wettbewerbsgebiet
Der Betrachtungsrahmen und das Wettbewerbsgebiet befinden sich zentral gelegen im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Er wird im Norden begrenzt vom Martin-Gropius-Bau, im Osten von der Topographie des Terrors, im Süden von der Anhalter Straße und im Westen von der Stresemannstraße.
Im Europahaus befindet sich der Berliner Dienstsitz des BMZ. Das 1931 in Stahlskelettbauweise errichtete Hochhaus steht in direkter Nachbarschaft zum angrenzenden denkmalgeschützten Deutschlandhaus, in dem im vergangenen Jahr das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung eröffnet wurde.
In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich zudem der Martin-Gropius-Bau sowie das Berliner Abgeordnetenhaus und der ehemalige Anhalter Bahnhof.
Das Wettbewerbsgebiet gliedert sich in einen Realisierungsbereich und einen Bereich zur Bearbeitung im Ideenteil. Ausgespart sind das Deutschlandhaus und der Freibereich (Dreiecksplatz) an der Anhalter Straße, der im Verfahren nicht betrachtet wird. Die Funktionsflächen des Deutschlandhauses (dreieckiger Anlieferungshof plus Funktionsgebäude mit Andienung von der Anhalter Straße) sind Gegenstand des Verfahrens. Sie müssen im Zuge der Neuordnung des Wettbewerbsgebiets erhalten oder gleichwertig ersetzt werden.
Der Bereich für den Neubau des Wettbewerbsgebiets und die Umsetzung des Raumprogramms, das im 1. Bauabschnitt umgesetzt werden soll, umfasst die heute als Parkplatz genutzten Flächen nordöstlich des Europa- und des Deutschlandhauses. Er grenzt im Osten und Norden an das Gelände der Topographie des Terrors. Die Grenzen zu den Funktionsflächen des Deutschlandhauses waren im Verfahren zu definieren.
Die Flächen im Bereich Europahaus, die im 2. Bauabschnitt zusammen mit der Sanierung des Gebäudes entwickelt werden, sind ebenfalls im Wettbewerbsgebiet eingeschrieben. Sie liegen an der Stresemannstraße, grenzen nördlich an den Teilbereich Ideenteil und umfassen auch die zu definierenden und benötigten Funktionsflächen des Europahauses. Die Flächen innerhalb des Hauses sind nicht Bestandteil des Raumprogramms. Einbezogen werden können konzeptabhängig die Erdgeschossbereiche des Europahauses.
Der Teilbereich Ideenteil umfasst die nördlich der Liegenschaft des Europahauses gelegene Freifläche, die derzeit mit Bäumen, Beeten, Wegflächen und gepflasterten Freiflächen gestaltet ist. Die Fläche wird temporär für unterschiedliche Kulturveranstaltungen durch den Martin-Gropius-Bau genutzt, an dessen Außenflächen sie im Norden grenzt. Teile sind als Flächen für die Feuerwehr für den Martin-Gropius-Bau ausgewiesen.
Historische Entwicklung
Die zu beplanenden Flächen waren ursprünglich Teil der barocken Stadterweiterung der Friedrichstadt. Diese zeichnete sich zwischen Wilhelmstraße und ehemaliger Akzisemauer (Verlauf der heutigen Stresemannstraße) durch eine Bebauung mit oft regierungsnahen Funktionen an der Wilhelmstraße und großen, teils bis an die Akzisemauer reichenden rückwärtigen Garten- und Parkbereichen aus.

Auch die seit Ende des 19. Jahrhundert hinzutretenden weiteren repräsentativen Bauten an der Niederkirchnerstraße berücksichtigten durch ihre Einzelstellung diese Freiraumsituation, auf die auch das Gartendenkmal des Reichsluftfahrtministeriums zurückgeht. Erst an der Stresemannstraße entstand, unter anderem durch das Deutschlandhaus selbst, wieder eine Blockrandbebauung.
Die Schrägstellung des Deutschlandhauses im Stadtgrundriss erklärt sich durch eine zur Entstehungszeit geplante Verlängerung der Schöneberger Straße Richtung Kochstraße, die jedoch nie realisiert wurde. Durch Kriegszerstörungen und die deutsche Teilung mit Grenzverlauf an der Niederkirchnerstraße ergibt sich eine bis heute fragmentiert wirkende Stadtlandschaft, was die Lesbarkeit der einzelnen Denkmale und ihrer ursprünglichen Zusammenhänge erschwert. Mit Baudenkmalen aus der späten preußischen Monarchie, der Weimarer Republik, der Nazi-Zeit, der DDR und der BRD sowie deren unterschiedlichen Funktionen (Regierung und Parlament, Kultur, Verkehr, Privatwirtschaft und Wohnungsbau) vereint die Gegend wesentliche Aspekte der Berliner Stadtgeschichte auf engem Raum. Nicht zuletzt durch eine Reihe neuer baulicher Entwicklungen und Projekte im Umfeld des Wettbewerbsgebiets und die zu erwartende andersartige Frequentierung der öffentlichen Räume ist der Stadtraum einem erneuten Wandel unterzogen, zu dem auch das Vorhaben auf dem Wettbewerbsgebiet beiträgt.